Du bist auf der Suche nach einem unkomplizierten Haustier? Du hast keine Zeit für eine Katze? Oder stehst Du allgemein eher auf kleinere Mitbewohner mit spitzen Nagezähnchen? Dann könnte der Gerbil genau das sein, was Du suchst.

Bevor Du Dich in das Abenteuer Gerbil stürzt, solltest Du allerdings wissen, worauf Du Dich einlässt. Denn die neugierigen, verspielten und putzmunteren Rennmäuse haben ihren ganz eigenen Charme.

Wir beantworten Dir in diesem Ratgeber die wichtigsten Fragen rund um die Herkunft, das Aussehen, eine artgerechte Lebensweise, die Ernährung und die verträgliche Vergesellschaftung. Also dann: Auf die Nagezähnchen, fertig, los!

Wer oder was ist bitte ein Gerbil?

Von Mäusen, Ratten, Hamstern und Co. hat jeder schon einmal etwas gehört. Aber was bitte ist ein Gerbil? Hört sich ziemlich exotisch an – an sich ist er es aber nicht. Beim Gerbil handelt es sich um einen Nager, der unter unterschiedlichsten Namen bekannt ist. Ob nun mongolische Wüstenmaus, mongolische Wüstenrennmaus, einfach Rennmaus oder doch Gerbil – wie Du das Nagezähnchen nennst, entscheidest Du selbst.

Damit Du Dir ein Bild machen kannst: Der Gerbil ist mit einer Körperlänge von ca. 9 bis 13 Zentimetern etwas größer als unsere Hausmaus. Typisch für den Nager ist jedoch der lange Schwanz mit seiner buschigen Fellspitze, der eine ähnliche Länge wie der Mäusekörper erreichen kann.

Trotz des langen Schwanzes und des typischen Nagergebisses wirkt der Kopf mit den abgerundeten Öhrchen eher gedrungen und kurz. Ein weiteres besonderes Merkmal sind die muskulösen Hinterbeine, denen der Gerbil sein Tempo zu verdanken hat.

Ebenso nützlich wie die schnellen Beinchen sind die langen Krallen an den Vorderpfoten. Mit Hilfe dieser Werkzeuge kann der putzige Nager sein Futter greifen wie mit kleinen Händchen. Das kurze Fell der Nager weißt unterschiedlichste Schattierungen und Farbnuancen auf. Am verbreitetsten sind rotbraune bis ockerfarbene Felltöne in Kombination mit einer deutlich helleren Bauchseite.

Heimat und natürliche Lebensweise: Vom Wildtier zum Haustier

Wie viele heute als Haustiere beliebte Nager stammt auch der Gerbil ursprünglich aus den trockenen Gebieten Zentralasiens. Das Hauptverbreitungsgebiet erstreckt sich dabei von den Halbwüsten im Norden Chinas bis hinein in die Steppen und Wüsten der weitläufigen Mongolei. In ihrer Heimat legen die Kleinnager weitläufige Höhlen- und Gangsysteme an.

In diesen Systemen suchen die Tiere Schutz vor Fraßfeinden, verbergen sich an warmen Sommertagen vor der Hitze und wärmen sich im Winter vor der beißenden Kälte der Steppen. Davon abgesehen lagern sie in großen Lagerkammern tief in den sandigen Böden ihre Vorräte. In freier Wildbahn verlassen Gerbils ihre Höhlen, die sie in großen Kolonien beleben, beinahe nur zur Nahrungssuche.

Dort angekommen kann der Gerbil jedoch enorm weite Strecken zurücklegen. Interessanterweise ist der Gerbil weder rein tag- noch nachtaktiv. Diese ganztätige Aktivitätsspanne unterscheidet den Gerbil maßgeblich von zahlreichen Tieren aus dieser Region. Vor allem Nager sind hier in der Regel nachtaktiv und halten Winterschlaf.

Schon gewusst? – Der Gerbil als kleiner Fremdenfeind

Obwohl der Gerbil in großen Kolonien lebt, zeichnen sich diese durch ein sehr enges verwandtschaftliches Verhältnis aus. Eine solche Kolonie setzt sich nämlich in der Regel ausschließlich aus einem Elternpaar und den zahlreichen noch nicht erwachsenen Jungtieren zusammen.

„Familienfremde“ Artgenossen vertreiben die Tiere unmittelbar aus ihrem weitläufigen Revier. Auch die Jungtiere verlassen die Kolonie, sobald sie die Geschlechtsreife erreicht haben.

Fortpflanzungsverhalten des Gerbils

Das Klima in den zentralasiatischen Steppen führt dazu, dass die Tiere ihren Nachwuchs im Sommer bekommen. Bei der Haltung im warmen Wohnzimmer musst Du bei den paarungsfreudigen Tierchen jedoch ganzjährig mit Nachwuchs rechnen.

Ab dem Zeitpunkt der Paarung dauert es ca. 25 Tage, bis die Jungtiere geboren werden. In der Regel umfasst ein Wurf durchschnittlich sechs Tiere. In Einzelfällen können es aber auch zehn bis zwölf kleine Gerbils sein, die im Übrigen nackt geboren werden.

Besonders spannend ist bei den Gerbils das familiäre Zusammenspiel zwischen Mutter und Vater. Während die Mutter die Kleinen ca. 25 Tage lang säugt, kümmert sich der Gerbil-Vater in dieser Zeit um die Pflege des Nests. Elternzeit und Work-Life-Balance sind also keinesfalls eine Erfindung von uns Menschen.

So hältst Du Deine Gerbils artgerecht

Allgemein gilt der Gerbil als vergleichsweise anspruchslos, zutraulich und unkompliziert. Dementsprechend ist der kleine Exot auch für Anfänger bzw. als erstes Haustier geeignet. Damit die Haltung artgerecht ausfällt, musst Du allerdings einige Dinge berücksichtigen. Im Vergleich zu Mäusen verfügt der Gerbil über einen ausgeprägteren Drang zum Graben.

Stelle ihm also ein Gehege mit einer extrem dicken Schicht Einstreu zur Verfügung, sodass das Tier nach Herzenslust Gänge und Tunnel anlegen kann. Die üblichen Kleintierkäfige aus der Zoohandlung kannst Du als Gerbil-Behausung gleich vergessen. Deutlich besser sind spezielle Gerbil-Kästen geeignet, die Du allerdings nur in gut sortieren Fach- und Online-Märkten findest.

Diese Kästen aus Holz sind besonders hoch, bieten ein Sichtfenster und verfügen über eine Schublade. Mit deren Hilfe kannst Du die alte Einstreu völlig unproblematisch entnehmen und von oben herab mit frischem Material erneuern. Mit ein wenig handwerklichem Geschick kannst Du ein Gehege auch selbst bauen. Wichtig: Pro Tier sollte die Grundfläche mindestens einen halben Quadratmeter betragen. Ideal sind mehrere Etagen, um den Bewegungsspielraum für die Tiere zu vergrößern.

Achte außerdem darauf, dass alle Dinge innerhalb des Geheges aus natürlichen Materialien wie Holz oder Kork bestehen. Kunststoff hat darin nichts zu suchen. Aus Metall sollten lediglich die Näpfe sein. Auch wenn der Gerbil vergleichsweise anspruchslos ist, solltest Du Deinen Tieren mindestens die folgenden Dinge zur Verfügung stellen:

  • Sandbad (für die tägliche Pflege)
  • Kleines Häuschen (falls die Kleinen außerhalb ihrer Tunnel Schutz suchen)
  • Futternapf
  • Wasserspender
  • Nistmaterial für den Nestbau (Stroh, Heu etc.)
  • Einstreu (zum Beispiel Holzspäne)
  • Abenteuerliches Spielzeug (zum Beispiel Hängebrücken, Höhlen)

Schon gewusst? – Lebensversicherung Mensch

In freier Wildbahn werden die kleinen Nager meist nur einige Monate alt. Durch den Einfluss von Räubern, Krankheiten und Hunger sind deutlich ältere Tiere selten. Wenn Du Dich richtig ins Zeug legst und Deinen Tieren gute Haltungsbedingungen bietest, können die Tiere bis zu vier Jahre alt werden.

Was Du bei der Gerbil-Ernährung beachten musst

In ihrer kargen Heimat ernähren sich die Nager vor allem von Grassamen. Selten kommen Leckereien wie Beeren oder Ähnliches hinzu. Dementsprechend simpel gestaltet sich auch die Fütterung bei der Haltung. Basis für ein gesundes Gerbil-Leben sind Gerbil-Futtermischungen, die vornehmlich aus Getreidekörnern und Grassamen bestehen.

Dieses Trockenfutter kannst Du ganz einfach durch ein wenig Frischfutter ergänzen. Somit erhalten die Tiere alle wichtigen Makronährstoffe, Vitamine und Mineralien, die sie brauchen. Nahrungsergänzungsmittel oder Produkte wie Salzlecksteine benötigst Du dagegen nicht. Ideal ist grünes Gemüse, da es auch wichtige Ballaststoffe sowie Antioxydanzien liefert.

Obst dagegen solltest Du nur in sehr geringen Mengen füttern, da die Nager den Fruchtzucker nur schlecht verdauen können. Ebenfalls wichtig: Auch tierisches Eiweiß gehört wie in freier Wildbahn auf den Speiseplan des ganztägig aktiven Nagers. Getrocknete Mehlwürmer aus der Zoohandlung sind nicht nur artgerecht, sondern lassen sich auch leicht handhaben. Und das war es bereits: Mehr musst Du bei der artgerechten Ernährung eigentlich gar nicht beachten.

Hinweis: So vergesellschaftest Du Gerbils

Grundsätzlich solltest Du Gerbils niemals als Einzeltiere halten. Sozial isoliert zeigen die Tiere schnell Verhaltensauffälligkeiten und können sogar eingehen. Idealerweise hältst Du die Tiere mindestens zu zweit. Am einfachsten funktioniert das mit verwandten Geschwistern, die bereits miteinander aufgewachsen sind. Deutlich problematischer ist die Vergesellschaftung von bisher fremden Tieren.

Verwende hierzu die sogenannte Trenngittermethode, wobei Du den Käfig zunächst in zwei gleich große Hälften unterteilst. In der einen Hälfte befinden sich die neuen Tiere, in der anderen Hälfte die Alttiere. Durch diese Trennung mittels Gittern können sich die Tiere bereits beschnuppern, obwohl eine räumliche Trennung besteht.

Um das Beschnuppern zu erleichtern, setzt Du die Tiere zweimal täglich in das jeweils andere Abteil. Nach etwa einer Woche sollte die Gewöhnung abgeschlossen sein. Dann kannst Du die Trennung entfernen. Wichtig: Halte Dich in den nächsten ca. zwei Stunden in der Nähe des Käfigs auf, damit Du bei heftigeren Auseinandersetzungen unmittelbar einschreiten kannst.

Fazit: Ist der Gerbil das richtige Haustier für mich?

Ohne große Reden zu schwingen, können wir den Gerbil jedem Nagerfreund empfehlen. Gerade für Anfänger ist der Gerbil ein idealer Einstiegsnager. Einzige Voraussetzung: Du kannst damit leben, dass ein Gerbil-Zuhause durch die rege Tunnelbauaktivität ein wenig Platz braucht. Und ja: Das Geraschel beim Buddeln musst Du ebenfalls abkönnen.