Yoga, das war einmal eine Nischensportart für Menschen, die anders sein wollten. Mittlerweile ist das moderne Yoga jedoch zu einer echten Trendsportart geworden. Yoga-Studios schießen an nahezu jeder Ecke wie Pilze aus dem Boden und selbst Begriffe aus dem Yoga-Universum haben ihren Weg in unsere Alltagssprache gefunden.
Das geht vielen aber noch nicht weit genug. Denn wer seinen Sport liebt, der möchte diesen am besten auch gemeinsam mit seinem Vierbeiner ausüben. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis sich ein findiger Yogi (Yogalehrer) dazu entschlossen hat, einen speziellen Yoga-Stil zu entwickeln, der sich für Hund und Halter eignet.
Das Ergebnis dieses Geistesblitzes trägt wenig überraschend den Namen „Doga“. Aber wer kam darauf? Wie funktioniert Doga? Wo kann ich einen Doga-Kurs belegen? Und wie bringe ich meinem Hund die Übungen bei? Wir zeigen es Dir!
Doga – Was ist das denn bitte?
Du hörst zum ersten Mal von Doga? Kein Wunder, denn Doga ist neben Agility, Dogscooting, Mantrailing und Co. wirklich eine Randerscheinung im Hundesport. Bei der Hundesportart geht es auch nicht um die geistige oder körperliche Auslastung Deines Schlappohrs. Wie bei den meisten Yoga-Formen dreht sich beim Doga alles um innere Ruhe und Entspannung.
Es geht darum, dass Du gemeinsam eine intensive Zeit mit Deinem Hund verbringst. Ziel von Doga ist es, über die Stimmungsübertragung sowohl für Dich als auch für Deinen Hund eine Tiefe Entspannung zu schaffen und die Bindung zu stärken. Aber wie um Himmels Willen soll ich meiner Fellnase Yoga- bzw. Doga-Positionen beibringen, wenn ich es noch nicht einmal selbst hinbekomme?
Wer hätte es gedacht?
Der Begriff Doga ist eine Wortneuschöpfung. Sie setzt sich aus dem Englischen „Dog“ für Hund und dem Begriff „Yoga“ zusammen. Total kreativ, oder?
Und wie soll das funktionieren?
Keine Angst, Dein Hund muss von allein keine akrobatischen Kunststücke vollführen. Die Übungen (sogenannte Asanas) sind so gestaltet, dass Du sie problemlos mit Deinem Vierbeiner ausführen kannst. Das Spannende am Doga-Sport: Dein Hund ist während der Asanas passiv. Das bedeutet, Du führst bestimmte Yoga-Übungen aus und führst Deine Fellnase dabei in die verschiedenen Positionen. Wie der Hund dabei in die Yoga-Session miteinbezogen wird, hängt auch von seiner Größe ab.
Während Du einen kleinen Vierbeiner problemlos auf den Schoß nehmen kannst, beziehst Du Schäferhunde und Co. mit ein, indem Du Deinen Hund neben Dir auf der Yoga-Matte platzierst. Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Doga-Session ist ein gut ausgebildeter Grundgehorsam. Mit einem pelzigen Wirbelwind wird es eher schwierig.
In manchen Doga-Kursen machen Hunde nicht nur die aktiven Übungen mit, sondern nehmen auch am Begleitprogramm teil. Während Du etwa bei einem Gruppenmantra entspannst, bekommt Dein Hund von einem Therapeuten eine entspannende Massage oder einer Behandlung der Gelenke.
Vom Trendsport für Menschen zum Trendsport für Vierbeiner
Doga ist älter, als Du vielleicht denkst. Auch wenn Doga schon vor 2003 vereinzelt unterrichtet wurde, kam es erst durch ein umfangreiches Buch der Erfinderin Jennifer Brilliant zu einer „Doga-Begeisterung“ in den USA.
Die New Yorker Yogalehrerin konzipierte ihr Programm zunächst zur Auflockerung ihrer Yoga-Kurse. Tatsächlich stellte sie fest, dass die Vierbeiner einer natürliche Entspannung in die Gruppe brachten und die Teilnehmer im Vergleich zu klassischen Yoga-Kursen deutlich mehr lachten.
Seither hat sich Doga als Nischen-Hundesportart auch nach Europa ausgebreitet. Gerade in deutschen Großstädten findest Du häufig klassische Yoga-Studios, die auch Doga-Kurse für Dich und Deinen Vierbeiner anbieten. In der Fläche sind Doga-Kurse jedoch noch ziemlich rar gesät.
Ist Doga für jeden Hund geeignet?
Ein (Achtung Wortwitz) Schnupperkurs eignet sich für jeden Hund unabhängig von seiner Rasse, Größe oder dem Alter. Das gilt auch für Hunde, die eine gesundheitliche Beeinträchtigung haben. Immerhin geht es beim Doga nicht um körperliche Höchstleistungen, sondern um Ruhe.
Damit ist Doga beispielsweise der ideale Hundesport für Fellnasen mit Gelenkbeschwerden. Wesentlich wichtiger ist das Wesen Deines Vierbeiners. Wenn Dein Hund ein regelrechter Aktivposten ist und es ihm schwerfällt, sich zu beruhigen, ist Doga wahrscheinlich nicht das Richtige. Aber probieren geht ja bekanntlich über studieren.
Die Grundkommandos „Sitz“, „Platz“ und „Bleib“ sollte Dein Hund aber in jedem Fall sicher beherrschen. Alles andere führt nur dazu, dass auch Du während der Doga-Stunde angespannt bist. Das überträgt sich wiederum auf Deinen Hund und führt zu einem Teufelskreis.
Ich will mich nicht blamieren – Funktioniert Doga auch Zuhause?
Du möchtest mit Deiner Fellnase nicht etliche Kilometer zum nächsten Yoga-Studio mit Doga-Kurs fahren? Oder hast Du Bedenken, dass Dich Dein Hund vor dem versammelten Kurs enttäuscht? Kein Problem. Das können wir gut verstehen. Schließlich kann sich kaum ein Hund auf Knopfdruck entspannen.
Und das schon gar nicht in einem völlig neuen Umfeld voll mit fremden Menschen und Hunden. Glücklicherweise kannst Du Doga auch Zuhause problemlos ausprobieren. Alles, was Du benötigst ist bequeme Sportkleidung und eine handelsübliche Yogamatte. Möglichst groß sollte diese aber schon sein. Ihr seid schließlich zu zweit.
Um das Ganze erst einmal auszuprobieren, reichen leichte Doga- bzw. Yoga-Positionen vollkommen aus. Behalte dabei aber immer das Ziel von Doga im Auge. Es geht darum, dass Du Dich gemeinsam mit Deinem Hund entspannst, um eure Bindung zu festigen. Perfektionismus bei der Übungsausführung ist hier völlig fehl am Platz.
Doga-Asanas für Hund und Halter
Na, Blut geleckt? Du würdest Dir Deine Fellnase am liebsten gleich schnappen und sofort im Wohnzimmer loslegen? Super! Mit den folgenden einsteigerfreundlichen Doga-Asanas könnt ihr eure erste Doga-Session abhalten. Wundere Dich nicht über die englischen Bezeichnungen der meisten Doga-Übungen. Im englischsprachigen Raum ist Doga deutlich verbreiteter. So findest Du bei Unklarheiten entsprechende Video-Anleitungen noch einfacher.
- Der nach oben schauende Hund
Diese Übung ist zumindest für Deine Fellnase ein Leichtes. Du musst nichts weiter tun, als Deinen Hund neben Dir auf der Yogamatte ins „Sitz“ zu bringen. In dieser Position verharrt der kleine Racker dann, bis auch Du die Übung abgeschlossen hast.
- Lege Dich auf den Bauch und strecke die Beine nach hinten aus. Die Fußrücken berühren dabei den Boden.
- Nimm die Liegestützposition ein. Deine Hände befinden sich unterhalb der Schultern.
- Geh nun mit den Armen in die maximale Streckung. Beine und Po bleiben dabei möglichst flach über dem Boden.
- Atme tief und aus, während Du die Position für etwa 30 Sekunden hältst. Ebenso lang sollte auch Deine Fellnase ausharren.
- Kehre anschließend in eine entspannte Position zurück und schicke Deinen Hund ins „Platz“.
- Die Bergstellung
Auch die Bergstellung ist eine hervorragende Übung, um mit dem Doga-Training einzusteigen. Sowohl für Dich als auch für Deinen Hund ist sie besonders simpel. Sie besteht nämlich lediglich aus dem aufrechten, aber bewussten Stehen. Achte also darauf, dass Dein Vierbeiner im Vierpfoten-Stand stillsteht. Du selbst gehst darauf wie folgt vor:
- Stell Dich mit geschlossenen Beinen in einen stabilen Stand.
- Verteile das Gewicht gleichmäßig auf die Fußsohlen, indem Du Deine Zehen kurz abhebst, abspreizt und wieder aufsetzt.
- Spanne die Rumpfmuskulatur und das Gesäß leicht an.
- Beuge die Knie leicht, um in einen aktiven Stand zu kommen.
- Ziehe Deine Schultern nach hinten unten und richte den Kopf gerade aus.
- Verharre in dieser Position für 60 bis 120 Sekunden.
- Der nach unten schauende Hund
Wenn es einen nach oben schauenden Hund gibt, dann ist auch der nach unten schauende Hund nicht weit. Da es sich um eine Ruheposition handelt, ist sie ideal für das Doga-Training geeignet.
- Bringe Deinen Hund dazu, sich auf die Yogamatte ins „Platz“ zu legen.
- Knie Dich nun im Vierfüßlerstand über Deinen Hund. Deine Hände sind unterhalb Deiner Schultern.
- Spreize Deine Finger ab und atme aus.
- Hebe nun Dein Gesäß hoch in die Luft, bis Arme und Beine komplett gestreckt sind.
- In dieser einfachen Variante berührst Du nun den Kopf Deines Hundes mit der Nasenspitze und hältst die Position eine Weile.
Alternativ kannst Du Deinen Hund während der Übung neben Dir positionieren, sodass er genau sieht, was Du machst. So manche Fellnase ahmt die Pose von ganz allein perfekt nach. Ziel erreicht!
- Wonderpaw Wheelbarrow (Schubkarre)
Bei dieser Übung geht es in erster Linie um Balance und ein gewisses Vertrauen zwischen Dir und Deinem Hund. Taste Dich am besten langsam an die Übung heran, bevor Du in die Vollen gehst.
- Stelle Dich aufrecht hin und bringe die Muskelkette von der Ferse bis zum Po auf Spannung.
- Bringe Deinen Hund vor Dir ins „Platz“, sodass seine Schnauze von Dir aus nach vorne zeigt.
- Lehne Dich mit gestreckten Beinen nach vorne und positioniere Deine Hände vorsichtig unter der Hüfte Deines Hundes.
- Nimm nun vorsichtig seine Hinterbeine hoch. Die Position sollte aussehen wie die typische Schubkarrenposition aus dem Kindergarten. Die kennst Du sicher noch, oder?
- Bringe Deinen Hund vorsichtig dazu, den Oberkörper zu dehnen. Übertreib es hier bitte am Anfang nicht. Taste Dich lieber Stück für Stück heran.
Achtung: Ziehe und halte Deinen Hund niemals ausschließlich an den Hinterläufen. Achte immer darauf, dass Du die Hüfte Deiner Fellnase mit Deinen Händen unterstützt. Andernfalls drohen schmerzhafte Verletzungen.
- Heart & Hound
Man könnte diese Übung auch mit „ein Herz und eine Seele“ übersetzen. Trotzdem bleiben wir der Form halber beim englischen Originaltitel. Diese Übung erfordert keine große Gelenkigkeit, steht aber symbolisch wie kaum eine andere für die Verbundenheit zwischen Dir und Deinem Hund.
- Setz Dich entspannt auf den Boden.
- Bringe Deinen Hund vor Dir ins „Sitz“.
- Der Blick Deines Hundes ist zu Dir gerichtet.
- Platziere nun eine Hand auf Deinem Herz.
- Lege Deine andere Hand auf das Herz Deines Hundes.
- Spüre eure Herzschläge und atme dabei tief ein und aus.
- Verharre für eine Weile in dieser Position. Je länger, desto größer ist die entspannende Wirkung.
- Satisfying Savasana
Was mag sich nur hinter diesem merkwürdigen Namen verbergen? Ganz einfach: Eine Übung, die in Yoga-Studios gerne zum Ende einer Session absolviert wird. Das lässt sich natürlich hervorragend auf eine Runde Doga-Training übertragen.
- Lege Dich entspannt auf Deinen Rücken.
- Bringe Deinen Hund nun dazu, sich mit der Schnauze in Richtung Deines Gesichts auf Deinen Oberkörper zu legen. Einen kleinen Vierbeiner kannst Du natürlich bequem in diese Position heben.
- Schließe Deine Augen und fokussiere Dich auf Deine Atmung.
- Entspannt gemeinsam für mehrere Minuten in dieser Position.
Fazit – Trend oder Unsinn?
Doga ist wie jede Trendsportart im Hundesport. Die einen sind völlig begeistert, die anderen halten davon absolut nichts. Natürlich ist Doga keine Hundesportart, mit der Du Deine Fellnase bis an ihre Grenzen auslasten kannst. Nichtsdestotrotz erfüllt sie einen entscheidenden Zweck. Sie fördert das zur Ruhe kommen und stärkt die Bindung zwischen Hund und Halter. Grund genug, es im Wohnzimmer einmal mit einer Doga-Session zu probieren, oder?