Vielleicht kennst Du es: Die Augen brennen, tränen, es schmerzt und Du wirst zunehmend lichtempfindlich. Klarer Fall – eine Bindehautentzündung kündigt sich an. Das betrifft aber nicht nur uns Menschen, sondern auch unsere Samtpfoten. Genau genommen gehört die Bindehautentzündung (auch: Konjunktivitis) bei Katzen zu den häufigsten Erkrankungen.
Da die Entzündung auch auf andere Teile des Auges überspringen kann, ist schnelles Handeln gefragt. Immerhin kann es zu bleibenden Schäden kommen. Wir zeigen Dir, woran Du eine Bindehautentzündung bei Deiner Katze erkennst, wo die Ursachen liegen und was zu tun ist.
Ursachen: Wie und warum entsteht eine Bindehautentzündung?
Die Bindehaut ist ein Hautareal, das sich von der Lidkante an über die dem Augapfel zugewandte Seite des Lides zieht. Die Aufgabe dieses Schleimhautüberzugs ist es, mit dem Lidschlag Tränenflüssigkeit über die Hornhaut zu verteilen. Auf diesem Weg bleibt das Auge feucht und wird von Fremdpartikeln gereinigt. Ist diese Schleimhaut entzündet, sprechen wir von einer Bindehautentzündung. Die Auslöser lassen sich in infektiöse und nicht infektiöse Ursachen unterteilen.
Nicht infektiöse Ursachen
Die Bandbreite nicht infektiöser Entzündungsauslöser ist groß. Allem voran stehen in das Auge gelangende Fremdkörper. Dazu zählen sowohl Steinchen und Staub als auch Pollen. Durch diese Fremdkörper kann es aber nicht nur zu Entzündungen und Reizungen kommen, sondern auch zu Verletzungen. Diese wiederum bilden ein Einfallstor für bakterielle Erreger, die zu einer eitrigen Bindehautentzündung führen können. Neben Fremdkörpern gehören aber auch Augenverletzungen, Zugluft und Allergien zu den nicht infektiösen Auslösern für die Konjunktivitis.
Speziell bei immer wieder auftretenden Bindehautentzündungen ist die Wahrscheinlichkeit für einen allergischen Auslöser (Staub, Pollen, Flöhe) groß. Eine deutlich seltenere nicht infektiöse Ursache ist eine Fehlstellung des Augenlids. Dabei ist der Lidrand leicht nach innen gerollt, sodass die Wimpern das Auge dauerhaft reizen und so Entzündungsreaktionen hervorrufen. Um diese Ursache dauerhaft zu beseitigen, ist ein operativer Eingriff nötig.
Infektiöse Ursachen
Die infektiöse Bindehautentzündung ist deutlich seltener, verläuft meist aber mit stärkeren Symptomen. Insbesondere bei jungen Katzen ist der Ursprung für die Infektion meist ein Katzenschnupfen. Auslöser sind in diesem Zusammenhang vor allem das Bakterium Chlamydophila und das Feline Herpesvirus 1 (FHV-1). Mögliche Infektionsauslöser sind aber auch das Calici Virus oder Pilzinfektionen.
Hier solltest Du unbedingt beachten, dass infektiöse Bindehautentzündungen anders als nicht infektiöse Bindehautentzündungen in der Regel ansteckend sind. Im Umgang mit einer erkrankten Samtpfote ist daher Vorsicht geboten. Die Erreger können per Tröpfchen- und Schmierinfektion nicht nur auf andere Haustiere, sondern auch auf den Menschen übertragen werden. Insbesondere nach Streicheleinheiten ist also gründliches Händewaschen angesagt.
Symptome – So erkennst Du eine Bindehautentzündung
Dass Deine Katze ein Problem mit ihren Augen hat, erkennst Du beispielsweise daran, dass sie dieses häufig mit der Pfote bearbeitet. Das ist eine Reaktion auf Schmerzen bzw. einen vorhandenen Juckreiz. Als konkreter Anhaltspunkt für eine Konjunktivitis reicht das aber noch nicht aus. Dazu solltest Du auf die folgenden Symptome achten:
- Das betroffene Auge tränt. Achtung, es können auch gleichzeitig beide Augen betroffen sein. Zunächst ist der Tränenfluss klar. Mit dem Fortschreiten oder bei einer bakteriellen Mischinfektion wird der Ausfluss eitrig.
- Bei genauerer Betrachtung ist an den Augen- bzw. Lidrändern eine Rötung zu sehen. Besonders deutlich tritt diese bei hellen Katzen hervor.
- Katzen, die unter einer Bindehautentzündung leiden, sind häufig lichtscheu. Sie halten sich stattdessen gerne im Schatten und in dunklen Ecken auf.
- Häufig zeigt sich eine Schwellung des betroffenen Augenlids.
- Einige Katzen sind bei einer Bindehautentzündung im gesamten Kopfbereich berührungsempfindlich. Es kann also sein, dass sich Dein Stubentiger ungewöhnlicherweise Deinen Streicheleinheiten entzieht.
- Abhängig von einer potenziell auslösenden Grunderkrankung können weitere Symptome hinzukommen. Bei einem typischen Katzenschnupfen sind dies etwa Husten und Niesen.
Verlauf und Folgen einer Bindehautentzündung bei Katzen
Zu Beginn beschränken sich die Symptome häufig auf klaren Tränenfluss und Reaktionen auf den Juckreiz. Typischerweise bildet sich mit der Zeit eine sogenannte Tränenstraße. Diese läuft ausgehend vom innen gelegenen Augenwinkel zur Nase Deiner Katze. Im Verlauf der Erkrankung zeigt sich diese Tränenstraße immer deutlicher, da das austretende Sekret dickflüssiger wird. Abhängig von der Ursache ist der Ausfluss gelblich bis grünlich.
Auch die Schwellung wird im Verlauf deutlicher. Im fortgeschrittenen Stadium kommt es zu einem deutlich sichtbaren Blepharospasmus. Dabei kneift die Katze ihr Auge dauerhaft zu. In der Folge kommt es zu Verklebungen. Mit der Zeit kann sogar die sogenannte Nickhaut mit der Hornhaut verwachsen.
Letzteres kann bei fehlender Behandlung zu dauerhaften Schädigungen führen. Im schlimmsten Fall kann das Auge so schwer geschädigt werden, dass Deine Katze ihr Augenlicht verliert. Zudem kann es zur dauerhaften Verlegung des Tränenkanals kommen. Da die Tränenflüssigkeit nicht mehr korrekt abfließen kann, behält deine Katze dauerhaft ein tränendes Auge, das weitere Infektionen begünstigt.
Wann muss ich zum Tierarzt?
Beim Verdacht auf Augenerkrankungen solltest Du kein Risiko eingehen. Zeigt Dein Stubentiger über mehrere Tage hinweg Symptome wie tränende Augen, ist der Besuch beim Tierarzt die beste Option. Die meisten Entzündungen heilen ohne Behandlung bzw. die Gabe von Medikamenten nicht von allein ab. Das gilt vor allem für infektiöse Bindehautentzündungen.
Eine Abheilung ohne Einsatz von Medikamenten ist lediglich dann der Fall, wenn zum Beispiel Zugluft oder eine Reizung durch Staub der Auslöser war. Kosten sollten Dich nicht vom Tierarztbesuch abhalten, denn wenn eine Konjunktivitis rechtzeitig behandelt wird, sind bleibende Folgen beinahe ausgeschlossen. Eine gute Tierkrankenversicherung übernimmt im Übrigen auch die Kosten für die tierärztliche Behandlung.
Behandlung von Bindehautentzündungen bei Katzen
Beim Tierarzt erfolgt zunächst die Diagnose. Hierbei kommt unter anderem eine Augenlampe zum Einsatz, mit der sich der Tierarzt auch die inneren Strukturen des Auges ansehen kann. Daraufhin folgen verschiedene Testmethoden, um beispielsweise herauszufinden, ob bestimmte Strukturen des Auges bereits Schaden genommen haben.
Mit Hilfe des sogenannten Fluorescein-Tests lassen sich beispielsweise die Durchlässigkeit des Tränennasenkanals und die Unversehrtheit der Hornhaut prüfen. Dabei kommt eine grünlich fluoreszierende Flüssigkeit zum Einsatz, die Schädigungen und Abweichungen anzeigt. Ist der Tränennasenkanal beispielsweise frei, tritt die Testflüssigkeit nach einer Weile aus der Nase aus. Um eine infektiöse Ursache zu bestätigen bzw. auszuschließen, folgt schließlich ein Abstrich.
Die Behandlung erfolgt anhand der Ursache direkt lokal am Auge über Salben oder Augentropfen. Diese müssen mehrfach täglich über eine bestimmte Dauer verwendet werden, bis die Bindehautentzündung ausgeheilt ist. Während bei einer virusbedingten Ursache zudem speziell Virostatika die Vermehrung des Virus verhindern, kommen bei bakteriellen Infektionen Antibiotika zum Einsatz.
Überblick: Behandlung nach Ursache
- Fremdkörper: Spülung, eventuell manuelle Entfernung unter Narkose
- Allergische Ursache: Desensibilisierung, entfernen von Allergenen, Gabe von Kortison, Antihistaminika
- Bakterielle Infektion: Antibiotika in Form von Salben, Tropfen oder oralen Medikamenten
- Virale Infektion: Gabe von Virostatika
- Begleitend zur Symptombehandlung: Kühlung, Kortison, Flüssigkeitstherapie, Salben (zum Beispiel Bepanthen nach Rücksprache mit dem Tierarzt)
Kann ich einer Konjunktivitis vorbeugen?
Nach einer nicht infektiösen Bindehautentzündung ist es wichtig, die Ursache zu finden. Häufig liegt es etwa an einer staubigen Wohnung oder daran, dass das Katzenkörbchen im direkten Einflussbereich von Zugluft steht. Diese Faktoren sollten so gut wie möglich eliminiert werden. Das Gleiche gilt auch für allergische Auslöser. Entferne dazu potenzielle Allergene aus dem Umfeld Deiner Katze. Hat eine Wohnungskatze etwa eine Pollenallergie, bietet sich ein Raumluftfilter an. Bei Parasiten wie Flöhen haben sich Spot On-Mittel und Flohhalsbänder als wirksam erwiesen.
Aber auch bei Jungtieren kannst Du schon viel dafür tun, um das Risiko zu senken. Allem voran steht die Impfung gegen das häufig als Auslöser identifizierte Feline Herpesvirus 1 (FHV-1). Die sogenannte Grundimmunisierung erfolgt bereits in der 8., 12., und 16. Lebenswoche, hält aber nicht ewig. Spätestens alle drei Jahre ist eine Auffrischung nötig.