Hand aufs Herz: Kaninchen sind ursprünglich Wildtiere und leben auch in unserem Land noch zu Millionen in der Wildnis. Aber welcher Langohrliebhaber würde seine Schlappohren so ohne Weiteres bei Eis und Schnee draußen herumhoppeln lassen? Genau das ist aber gar kein Problem. Tatsächlich ist es so, dass Hasentiere (zu denen auch Kaninchen zählen) mit Kälte wesentlich besser zurechtkommen als mit der Hitze im Sommer.
Je nach Rasse halten Kaninchen problemlos sogar Temperaturen um 20 Grad Minus aus. Aber welche Kaninchenrassen kann ich draußen halten? Wie muss der Stall beschaffen sein? Und worauf muss ich bei der täglichen Pflege meiner Langohren achten?
Diese Kaninchen sollten im Winter nicht draußen bleiben
Ok, normalerweise ist es eher nicht unsere Art. Aber heute zäumen wir das Pferd einmal von hinten auf. Da sich die meisten Kaninchenrassen als enorm robust entpuppen und wie eingangs erwähnt leicht zweistellige Minusgrade ab können, fokussieren wir uns einmal auf die empfindlicheren „Hasenfüße“. Während sich die meisten kurzhaarigen Kaninchen erstaunlich winterfest präsentieren, sind es insbesondere langhaarige Kaninchen, die empfindlich sind.
Darunter etwa die beliebten Löwenköpfchen sowie die Rex-Kaninchen. Dafür verantwortlich ist die im Vergleich zu anderen Rassen weniger dichte Deckhaarschicht. Sofern Du das Kaninchengehege optimal schützt, können die Tiere unter Umständen dennoch draußen überwintern. Definitiv nicht in den winterlichen Garten gehören aber altersschwache oder chronisch erkrankte Tiere.
Müssen sich meine Tiere an die Außentemperaturen gewöhnen?
Sofern Deine Kaninchen nicht bereits ohnehin draußen leben und damit den Temperaturwechsel zwischen Tag und Nacht kennen, ist die Gewöhnung an die Außenhaltung sinnvoll. Die schrittweise Gewöhnung an die niedrigeren Außentemperaturen dient dazu, dass der Organismus nicht überlastet wird. Der einfachste Weg, um deine Zimmer-Kaninchen auf den Winter im Freien vorzubereiten, ist eine frühzeitige Vorbereitung im Spätsommer bzw. Frühherbst.
Lasse etwa im ersten Schritt tagsüber das Fenster auf. In einem weiteren Schritt kannst du das Fenster dann auch nachts öffnen, sodass die Temperatur noch weiter absinkt. Der finale Schritt bei der Gewöhnung an das kühle Außengehege ist die stundenweise Gewöhnung. Lasse die Tiere für ein paar Stunden raus und weite die Gewöhnung später auf eine gesamte (aber bitte milde) Nacht aus. Anschließend sind Deine Tiere bereit für den kompletten Umzug ins Winterlager.
Diese Anforderungen muss ein Kaninchenstall für den Winter erfüllen
In freier Wildbahn haben Kaninchen für den Winter ihren warmen Bau. Möchtest Du Deine Hauskaninchen draußen überwintern lassen, brauchen sie einen winterfesten Stall. Der luftige Sommerauslauf reicht hier auf keinen Fall aus – außer, Du lebst am Mittelmeer oder auf den Kanaren. Die folgenden Anforderungen sollte das gemütliche Kaninchenheim erfüllen:
Geschützter Bereich
Im Winter sind es nicht nur die kühlen Temperaturen, die Mensch und Tier zu schaffen machen. Noch wesentlich größeren Einfluss haben Regen, Wind und Schnee. Allein ein kräftiger Wind kann die gefühlte Temperatur nochmals deutlich absenken und Deine Kaninchen im Handumdrehen auskühlen lassen.
Wenn Deine Kaninchen im Winter draußen bleiben sollen, brauchen sie also einen zu 100 Prozent geschützten Bereich, dem Schnee, Wind und Regen selbst bei drehenden Windverhältnissen nichts anhaben können. Ideal ist eine kleine Überdachung nahe am Haus, das zumindest zur Wetterseite mit einer Holzverkleidung oder einer Plane versehen ist.
Artgerechter Auslauf
Während es für Kaninchen im Sommer kaum ein Problem ist, die Körpertemperatur zu halten, ist genau das im Winter essenziell. Grundvoraussetzung ist ein großes Gehege, das einen artgerechten Auslauf ermöglicht. Nur so können sich die Tiere aktiv bewegen und ihre Körpertemperatur hochhalten.
Fünf bis sechs Quadratmeter frei „behoppelbare“ Fläche sollten es bei ca. vier Tieren schon sein. Mehr Tiere benötigen selbstredend mehr Platz. Ebenfalls wichtig: Wenn Du einen Garten hast, sollten die Tiere tagsüber freien Auslauf im (natürlich gesicherten) Garten haben. Alternativ richtest Du einen großen Freilauf ein.
Stabile Schutzhütte
Eine wind- und wetterfeste Schutzhütte ist der Kern des Winterlagers für Deine Langohren. Dieses Haus solltest Du an einem Ort aufstellen, an dem der Wind möglichst wenig Angriffsfläche hat. Zudem solltest Du auf eine möglichst flache Bauart achten, sodass die Tiere ihr Heim durch ihre Körpertemperatur möglichst schnell aufheizen können. Achte zudem darauf, dass die Hütte über eine gute Belüftung verfügt.
Kleine Gitterfenster sind optimal. Um das Auskühlen zu verhindern, solltest Du diese jedoch mit einem Tuch oder einer kleinen Wolldecke locker verschließen. Die Luxus-Variante wären selbstgebaute „Mini-Fensterläden“. Auch die Isolierung des Untergrunds ist speziell bei Frost wichtig. Ideal sind Hütten mit einem erhöhten Bodenbrett. Lege den Boden zudem dick mit Heu und Stroh aus, damit es sich die Tiere so richtig gemütlich machen können.
Was Du bei der täglichen Pflege und Versorgung noch beachten musst
Ein winterfestes Gehege ist die Pflicht, eine wintergerechte Pflege und Versorgung der Kaninchen dagegen ist die Kür. Mit den folgenden Tipps machst Du Dir und Deinen Schlappohren das Leben leichter:
- Beschäftige Dich regelmäßig mit Deinen Langohren: Nach dem Motto „Aus den Augen, aus dem Sinn“ kannst Du mit Deinen Kaninchen im Winter nicht umgehen. Auch wenn es kalt ist, solltest Du Dir jeden Tag Zeit nehmen, um die Langohren unter die Lupe zu nehmen. Nur so erkennst Du Veränderungen oder Krankheitszeichen.
- Regelmäßig ausmisten: Gerade im Winter ist nasse Einstreu ein No-Go. Regelmäßiges Ausmisten und Überstreuen der verunreinigten Einstreu ist damit Pflicht. Ein Geheimtipp ist ein saugfähiger und gut isolierender Untergrund aus Holzstreu oder Holzpellets.
- Futteranpassung: Schon im Herbst solltest Du das Futter Deiner Kaninchen an den Winter anpassen. Immerhin fressen sich die Tiere bereits im Herbst eine dicke Speckschicht an, die sie im Winter gegen die Kälte schützt. Mische im Herbst langsam Saaten unter und füttere häufiger Leckerlis wie Obst.
- Winterfutter: Im Winter geht bei Kaninchen viel Energie für den Wärmeerhalt verloren. Dementsprechend benötigen die Tiere besonders energiehaltiges Futter. Trockenfutter mit vielen Saaten, Trockenkräutern und Heu ist ideal. In Sachen Frischfutter solltest Du auf Kohl und Zuckerrüben setzen. Die meisten anderen Gemüsesorten frieren extrem und werden nicht gefressen.
- Wärmequellen: Bei extremer Kälte kannst Du das Kaninchenhaus mit Wärmequellen wie Heizmatten, Heizkissen und zur Not auch einer Wärmflasche ausstatten.
- Niemals einsperren: Kaninchen solltest Du in ihrem Haus im Winter niemals einsperren. Durch die niedrigen Temperaturen und die fehlende Möglichkeit zur Bewegung wirkt das Haus wie eine Kühltruhe. Hier drohen Unterkühlungen. Deine Tiere sollten selbst entscheiden können, wann sie Wärme oder Kälte vorziehen.
- Achtung gefrierendes Trinkwasser: Bei Frost friert auch die Wasserreserve der Kaninchen ein. Verwende daher lieber große Näpfe statt Nippeltrinkflaschen. Nichtsdestotrotz musst Du den Wasservorrat im Winter mehrmals am Tag kontrollieren. Die Luxus-Version ist sicherlich eine elektrische Wärmequelle. Wärmelampen etwa halten das Wasser flüssig und die Hütte warm. Ebenfalls hilfreich: Stell einen möglichst großen Trinknapf auf eine isolierende Unterlage und lege einen Tennisball in den Napf. Durch den obenauf schwimmenden Ball bleibt das Wasser in Bewegung und friert langsamer ein.