Kleintiere wie Hamster, Ratten und Kaninchen sind keine Kuscheltiere. Das bedeutet aber nicht, dass sie nicht auch erzogen werden können und zu Dir eine direkte Bindung aufnehmen können. Mit ein wenig Zeit, Geschick und den richtigen Kniffen kannst Du Deinen Schlappohren sogar einiges beibringen.

Das Spektrum reicht vom einfachen Anfassen über die Stubenreinheit und das Hören auf den eigenen Namen bis hin zu kleinen Kunststückchen. Wir verraten Dir, wie es funktioniert und was Du bei der Umsetzung beachten solltest.

Was die Lernfähigkeit Deiner Mümmelmänner beeinflusst

Kaninchen sind unseren Kindern gar nicht so unähnlich. Die einen sind fleißig und lernen gern. Die anderen wiederum halten nichts von ihren schlappohrigen „Streber-Kollegen“ und haben überhaupt keine Lust zum Lernen. Dabei gibt es einige Faktoren, die die Lernwilligkeit von Kaninchen beeinflussen.

  • Vertrauensverhältnis: An erster Stelle steht das Verhältnis zwischen Dir und dem Schlappohr. Ist Dein Kaninchen ängstlich, ist das keine gute Ausgangsbasis für das Lernen. Erst wenn genügend Vertrauen besteht, kannst Du mit dem Training zum Beispiel zum Erreichen der Stubenreinheit beginnen. Lass Deinem Langohr nach dem Einzug also ein wenig Zeit, um sich einzuleben. Die eine oder andere „Bestechung“ erweist sich ebenfalls als hilfreich.
  • Alter: „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.“ Dieses Prinzip gilt auch bei Kaninchen. Junge Kaninchen sind daher deutlich aufnahmefähiger für neue Inhalte als die „alten Hasen“. Je älter ein Kaninchen ist, desto häufiger und intensiver musst Du mit Deinem Kaninchen trainieren. Beginne also möglichst früh mit dem Erlernen des eigenen Namens und der Stubenreinheit.
  • Charakter: Neben dem Alter ist auch der Charakter jedes einzelnen Kaninchens wichtig. Einige Kaninchen haben es eher in den Beinen als im Kopf. Andere wiederum lernen besonders gerne Tricks, während die Artgenossen überhaupt keinen Bock auf gar nichts haben. Glücklicherweise merkst Du relativ schnell, wie Deine Kaninchen ticken. Für besonders aktive Schlappohren bieten sich statt Tricks dynamische Sportarten wie Kleintier-Agility an. Stubenreinheitserziehung ist jedoch keine Frage des Charakters.
  • Sozialisierung: Gut sozialisierte Kaninchen sind ein gutes Vorbild für andere Langohren. Das bedeutet: Schlappohren, die lange Zeit bei ihrer Mutter waren und mit erzogenen Artgenossen aufgewachsen sind, sind deutlich umgänglicher. Damit haben Sie auch beim Erlernen neuer Verhaltensweisen große Vorteile. Das bedeutet im Gegenzug aber nicht, dass Kaninchen aus ungünstigen sozialen Verhältnissen nicht lernen könnten.
  • Tagesform: Selbst die putzigsten Langohren haben einmal einen schlechten Tag und sind nicht ständig in Lernlaune. Merkst Du, dass Deine Langohren lustlos und unaufmerksam sind, solltest Du die Trainingseinheit verschieben. Das Gleiche gilt auch, wenn deine Kaninchen müde oder krank sind. Das reduziert für die Tiere den Stress und erhält den Spaß am Lernen.

Prioritätenliste für das Kaninchen-Klassenzimmer

  • Stecke Dir und Deinem Langohr realistische Ziele
  • Bring Deinem Kaninchen das Kommen auf Zuruf bei
  • Fördere die Stubenreinheit durch regelmäßiges Training
  • Gewöhne Dein Langohr an seine Transportbox
  • Kleine Tricks und Kunststückchen sind das Sahnehäubchen

Projekt Stubenreinheit: Schritt für Schritt

Stubenreinheit ist der wichtigste Punkt rund um die Erziehung von Kaninchen. Immerhin erleichterst Du Dir die Arbeit damit enorm. Bevor es mit den ersten Übungen losgeht, musst Du jedoch erst einmal die Basis schaffen. Diese Basis ist das Erlernen des Namens bzw. das „Komm-Kommando“. Dazu muss das Kaninchen die gewünschte Handlung mit einem Laut verbinden.

Nimmst Du ein neues Kaninchen bei Dir auf, solltest Du ihm einen möglichst einfachen und maximal zweisilbigen Namen geben. Mehr können die Nager nicht wirklich verarbeiten. Besitzt ein älteres Langohr bereits einen Namen, solltest Du diesen verwenden. Alles andere führt nur zu Problemen. Um das „Komm“-Kommando zu erlernen und mit dem Namen zu verknüpfen, kannst Du beispielsweise auf einen Ort deuten und „Komm, Mümmel“ rufen.

Macht Dein Langohr, was Du von ihm erwartest, solltest Du es so schnell wie möglich mit einem Leckerli belohnen. Alternativ kannst Du den Reiz auch durch das Rascheln mit Futter, Klopfen, Klatschen oder das Verwenden eines Klickers setzen. Sitzen Name und „Komm“-Kommando, kannst Du Dich an das Projekt Stubenreinheit begeben.

Tipp: Wenn Du mit Deinem Langohr sportliche Herausforderungen wie Agility oder Kaninhop ausprobieren möchtest, kannst Du Deinem Kaninchen auch Kommandos wie „Hop“ zum Überspringen eines Hindernisses beibringen. Das Prinzip bleibt gleich.

Gewöhne Dein Kaninchen an eine Toilettenschale

Kaninchen an die Toilettenschale zu gewöhnen ist gar nicht so schwer. Beobachte bei Deinem neu eingezogenen Kaninchen einfach einige Tage, wo sich die kleinen runden Kotkügelchen sammeln. Dort befinden sich die bevorzugten Rückzugsorte der Langohren. Positioniere an diesen Stellen die Toilettenschüssel. Über das erlernte Kommando „Komm“ kannst Du Dein Kaninchen an den Aufenthalt dort gewöhnen. Über kleine Belohnungen schaffst Du für das Kaninchen eine positive Assoziation zur Toilettenschale.

Kleine Tricks helfen Kaninchen auf die Sprünge

Manche Kaninchen akzeptieren diese Erziehungsmaßnahme ohne Probleme. Andere Langohren brauchen ein wenig Nachhilfe. Eine mögliche Erziehungsmaßnahme ist das Aufsammeln von einigen Kotkugeln aus anderen Ecken des Geheges. Platziere diese in der Toilettenschüssel, sodass Dein Tier die Schüssel mit der Kotabgabe in Verbindung bringt. Alternativ kannst Du auch das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden. Platziere etwa den Heuspender direkt über oder neben der Toilettenschale.

So hat der kleine Gourmet immer etwas zu mümmeln und erledigt sein Geschäft irgendwann von allein in der Toilettenschüssel. Und ganz wichtig: Loben. Und zwar immer dann, wenn Deine Fellnase das erwünschte Verhalten zeigt. Ziel ist es aber, nicht immer gleich ein Leckerchen auszupacken. Auch Streicheleinheiten, eine Bestätigung durch den Klicker oder das Loben mit der Stimme sind gute Möglichkeiten.

Was tun, wenn es doch einmal nicht klappt?

Der Lernprozess ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Das gilt sowohl für die Stubenreinheit als auch für das Beibringen von Tricks. Einige Fellnasen benötigen deutlich mehr Zeit, um Deine Anweisungen umzusetzen oder neigen zum Abschweifen. Wichtig ist, dass Du hier viel Geduld mitbringst. Aggressives Verhalten, das Erheben der Stimme oder gar Schläge sind absolut tabu. Solche Bestrafungen führen Dich nicht zum Ziel und können sogar schwere Verhaltensstörungen mit sich bringen.

Wenn Du Dein Kaninchen „auf frischer Tat“ ertappst, kannst Du Deinen Schüler sanft in die Toilettenschale setzen. Lobe Dein Langohr und spendiere ihm ein Leckerchen, damit es etwas Positives mit der Toilettenschale verbindet. Nach einigen Wiederholungen hast Du Dein Ziel erreicht. Auf die gleiche Weise funktioniert das Lernen auch, wenn Du Deinem Kaninchen das Springen über Hindernisse oder das Slalomlaufen beibringen möchtest. Ein langer Atem zahlt sich aus.

Tipps für Training und Erziehung von Kaninchen

  • Im Idealfall arbeitest Du mit Deinen Kaninchen im Einzelunterricht. Wie bei uns Menschen mimen viele Mümmelmänner in Gesellschaft gerne den „Klassenclown“. Damit ist es für keinen Deiner Schüler möglich, sich auf die Lerninhalte zu konzentrieren.
  • Sprich Deine Kaninchen direkt mit ihrem Namen an. Und das bei jedem Kommando und jeder Übung. Verzichte hier auf Kurzformen, Abwandlungen und Kosenamen. Diese verwirren das Tier nur.
  • Lege regelmäßig Pausen ein, denn das Training ist auch für kleine Langohren anstrengend. Eine Einheit sollte zunächst nicht länger als 15 bis 20 Minuten dauern. Wird Dein Kaninchen unruhig, ist es Zeit für eine Pause.
  • Achte auf die richtige Trainingszeit. Kaninchen, die gerade erst aufgewacht sind oder die Du aus dem Schlaf reißt, haben in der Regel keine Lust auf Training. Nutze lieber die Tagesstunden für den Unterricht.
  • Steigere den Anspruch in Stufen. Teil dieses sogenannten Stufentrainings ist die stetige Wiederholung der bereits gelernten Inhalte in jeder Einheit. So können sich diese Fähigkeiten Stück für Stück weiter festigen. Erst dann solltest Du eine Stufe weitergehen. Hier gilt das Prinzip: „fördern und fordern“.
  • Kleine Kräutersnacks und Kaninchendrops können ein Helfer für die Umsetzung Deiner Lernstrategie sein. Sie sollten aber nicht zum Allheilmittel werden.