Gerade hat er eine Runde herumgetobt, sich richtig satt gefressen und liegt jetzt in seinem Lieblingskörbchen auf dem Kratzbaum. Doch dann klingelt es auf einmal an der Haustür. Nicht nur, dass er davon wach wird – es stürmen drei kleine Kinder herein und wollen mit ihm spielen!
So ein Krach!
Mensch, habe ich mich wieder erschrocken. Dieses laute Bimmeln, das meinem Menschen klarmacht, dass jemand vor der Tür steht, ist ja wirklich ohrenbetäubend! Zwar habe ich mich schon ein wenig daran gewöhnt, doch mit meinem Nickerchen ist es erst mal vorbei.
Ich drehe mich um und springe von meinem kleinen Lieblingskörbchen an meinem Kratzbaum eine Etage tiefer in die Höhle. Die mag ich zwar nicht ganz so gern, weil der Boden nicht so kuschelig ist, aber immerhin ist es dunkel. Und ich mag mein Dach über dem Kopf. Ich drehe mich ein paar mal im Kreis, taste die Position ab und finde schlussendlich einen ganz annehmbaren Platz.
Ich will doch nur schlafen
Langsam döse ich weg, Herrchen geht zur Haustür – ich höre im Halbschlaf seine Schritte und das Entriegeln der Tür. Als er sie öffnet, passiert erst mal nichts. Dann aufgeregtes Fußgetrappel. Da sind doch mehrere Menschen? Und dann auf einmal ohrenbetäubendes Geschrei – ich habe mir fast den Kopf an der Decke angestoßen, so sehr habe ich mich erschrocken! Sie schreien meinen Menschen an, als müssten sie eine Horde kläffende Rottweiler übertönen – dabei stehen sie direkt vor ihm.
“Gadse! Gadse!”, höre ich sie schreien und mein Mensch sagt, dass er nicht wisse, wo ich gerade bin. Ja, natürlich nicht. Ich weiß auch nicht, wo du bist, wenn du jeden Tag aus der Tür gehst. Ist mir auch egal, solange du mir frisches Futter und Wasser bereitstellst und mein Klo sauber machst. Einmal hat er das nicht getan, das habe ich ihm dann aber auf seinen Schuhen heimgezahlt – danach war es immer frisch und wohlduftend, wie ich es mag.
Ich drehe mich ein wenig und schaue aus dem Loch meiner kleinen Behausung. Da ist mein Mensch, und auf Höhe seines Bauches erkenne ich die Köpfe dreier kleiner Menschen, die immer noch aufgeregt durcheinander plappern. Ich glaube, das mit dem Nickerchen kann ich erst mal vergessen. Dennoch bleibe ich noch liegen. Die drei laufen durch die Wohnung und rufen: “Gadse! Wo bissu?” Ich hatte keine Ahnung, was die damit sagen wollen – ich sollte es wenig später erfahren.
Was wollen die von mir?
Ich drehte mich noch einmal herum und legte meinen Kopf in eine der hinteren Ecken meiner heimeligen Höhle. Es wird kurz still und ich bin von meiner Spiel- und Fresseinheit eigentlich völlig k. o. – ziemlich schnell schlafe ich wieder ein.
Doch eines hatte ich nicht bedacht. Der Eingang meiner Höhle liegt genau auf Höhe der Kinderköpfe. Es ist für sie ein Leichtes, mich zu finden. Und das taten sie dann auch – ich werde unsanft geweckt. “GADSE!!!! GEEEFUUUNDEEEN!!!”, schreit eines der Kleinen mit all der Kraft seiner Kehle, als würde die Horde Rottweiler, die sie vorher noch übertönen mussten, nun über sie herfallen.
Als ich dieses Mal vor Schreck aufwache, stoße ich mich wirklich an der Höhlendecke. Die beiden anderen Kinder kommen dazu, eines schaut mich einfach mit großen Augen an, das andere klopft an die Seite des Kastens, als würde es um Einlass bitten.
Ich stehe im Mittelpunkt
Jetzt kommt mein Mensch dazu und erklärt den Winzlingen, dass sie doch nicht ganz so laut sein sollten und sie mich sonst verschrecken. Tja, Freunde, das ist leider ein klein wenig zu spät. Immerhin werden sie leise und schauen mich an. Nein, sie starren. So kann ich nun wirklich nicht schlafen. Ich muss mir etwas überlegen.
Mürrisch und nicht so grazil, wie ich es gern getan hätte, hüpfe ich aus der Box und lande unsanft und mit einem dumpfen Geräusch mit allen Vieren gleichzeitig auf dem Boden. Ich strecke eine Pfote nach vorn und dehne meinen Körper, dabei gähne ich tief. Die drei kleinen Menschen beobachten mich und sagen: “Oooooh, Gadse ist müde!”
Ich lasse mich ein wenig von den dreien streicheln. Das ist zwar ein wenig unbeholfen, aber immerhin tun sie mir nicht weh. Vielleicht geben sie ja Ruhe, wenn ich ein wenig mitmache. Ich schnurre und streife durch sie hindurch. Das finden die offenbar unfassbar niedlich. Sie strahlen und finden mich flauschig wie ein Kuscheltier – aber scheinbar wissen sie auch, dass sie mich nicht wie eines behandeln sollten. Hochnehmen und drücken ist verboten!
Irgendwie sind sie doch ganz süß
Jetzt kommen zwei große Menschen dazu, offenbar die Eltern der drei Kleinen. Die hatte ich vorher noch gar nicht gesehen – kein Wunder, ich hatte ja auch ein beschränktes Sichtfeld und wurde dann angeschrien. Sie gehen gemeinsam mit meinem Menschen in das Wohnzimmer, in dem ich gern auf den Polstermöbeln liege und setzen sich hin.
Ich bin nun doch etwas neugierig und folge ihnen, aber viel scheint da nicht zu passieren. Da auf meinem Lieblingsplatz jetzt die zwei Kinder sitzen, lege ich mich zwischen sie. Sie haben jetzt offenbar genug geschrien und streicheln mich noch ein wenig. Irgendwie sind sie ja doch ganz süß, denke ich und falle nun endlich in einen tiefen Schlaf.
KATER KARLOS PLÄDOYER AN DIE MENSCHEN
Wir Katzen lieben es, Zeit mit unseren Menschen zu verbringen. Doch manchmal brauchen wir einfach unsere Ruhe. Ein stiller Rückzugsort ganz für uns allein wäre ideal, wenn es Eure Wohnung zulässt. Wollen wir mit Euch spielen oder gekrault werden, kommen wir schon auf Euch zu.