Gehörst Du auch zu den Menschen, denen beim Gedanken an den jährlichen Zahnarztbesuch der kalte Schweiß ausbricht? Dann bist Du nicht allein. Wie schön wäre es, ein Hund oder eine Katze zu sein und sich um den bösen Zahnarzt mit seinem Bohrer keine Gedanken machen zu müssen? Hier liegst Du nicht ganz richtig, denn auch bei unseren Haustieren spielt die Zahngesundheit eine große Rolle.
Gerade bei unseren Samtpfoten ist ein genauer Blick auf das Gebiss enorm wichtig, um schmerzhaften Zahnerkrankungen wie der Felinen odontoklastischen resorptiven Läsion (FORL) vorzubeugen. Aber wie soll Zahnpflege ausgerechnet bei so sturen Tieren wie Katzen funktionieren? Und woran erkenne ich, dass meine Katze Zahnprobleme hat? Wir haben die Antworten.
Der Aufbau des Katzengebisses
Bevor wir uns um die Zahnpflege kümmern, sollten wir einen Blick auf das Gebiss unserer Fellnasen werfen. Wir wollen schließlich wissen, wovon wir reden. Zu Deiner eigenen Sicherheit möchten wir Dich jedoch bitten, dass Du die Vollzähligkeit der spitzen Katzenzähnchen bitte nicht parallel bei Deinem Stubentiger überprüfst. Das könnte schmerzhaft enden, denn Katzen hassen kaum etwas mehr, als dass ihnen jemand ins Maul fasst.
Aber nun zum Katzen-Gebiss: Es handelt sich um ein typisches Raubkatzengebiss, das über 30 Zähne verfügt. Pro Kiefer finden sich sechs Schneidezähne, zwei Fangzähne, vier (unten) bzw. sechs (oben) vordere Backenzähne sowie zwei hintere Backenzähne. Bis sich das vollständige Gebiss entwickelt, haben Katzen ebenso wie Menschen ein Milchgebiss. Dieses hat 26 Zähne und wird zwischen dem dritten und sechsten Lebensmonat durch die bleibenden Zähne ersetzt.
Warum gesunde Zähne für Katzen so wichtig sind
Wir Menschen machen uns wahrscheinlich aufgrund der guten medizinischen Versorgung kaum Gedanken darüber, warum gesunde Zähne so wichtig sind. Anders als in früheren Jahrhunderten sind gesunde Zähne heute eher ein ästhetisches Problem. Bei Katzen ist ein gesundes Gebiss dagegen nicht nur aus hygienischen und gesundheitlichen Gründen bedeutend, sondern überlebenswichtig. Funktioniert das Gebiss nicht mehr, kann die Katze nicht mehr fressen und verweigert vor Schmerz die Nahrung. In der Folge steht ohne Eingriff leider das Lebensende.
Ein tadelloses Gebiss ist der Ausgangspunkt für den Verdauungsprozess, zumal die Nahrung durch Aufnehmen, Einspeicheln und Zerkleinern für die weitere Verdauung vorbereitet wird. Allerdings ist das Maul Deiner Samtpfote auch von unzähligen Protozoen und Bakterien besiedelt.
Gerät die Mundflora aus dem Gleichgewicht oder funktionieren die „eingebauten“ mechanischen Reinigungsmechanismen nicht, können sich die Bakterien im Maul massenhaft vermehren. In der Folge kommt es zu vermehrtem Zahnbelag, was langfristig zu Zahnproblemen führt. Diese können sich über entzündliche Prozesse sogar auf die Gesundheit lebenswichtiger Organe wie Leber, Herz und Nieren auswirken.
Karies gibt es auch bei Katzen
Karies. Das sind kleine Löcher in den Zähnen, die durch die Demineralisierung des Zahnschmelzes entstehen und spätestens dann ordentlich weh tun, wenn sich der Karies bis zum Zahnnerv gefressen hat. Auch Katzen können Karies entwickeln. Das Schlimme daran ist, dass das Risiko bei Hauskatzen deutlich höher ist als bei Wildkatzen.
Das Problem sind in der Regel wir Menschen. Denn wir füttern unsere Katzen nicht immer korrekt oder geben unseren Tieren zuckerhaltige Nahrungsmittel. Auch wenn es putzig aussieht, wenn unsere Mieze am Vanilleeis schlabbert, kann das Ganze böse Folgen für das Katzengebiss haben. Durch die Veränderung der Mundflora entstehen Säuren, die die Zähne stark angreifen.
Gelangen dann auch noch Bakterien aus der Mundhöhle in den Wurzelkanal, kann es zu schweren bakteriellen Entzündungen kommen. Die schmerzhaften Entzündungen führen häufig zu starken Schmerzen und Zahnverlust. In schlimmen Fällen weitet sich die Entzündung auf den Kieferknochen aus. Hier drohen massive Abszesse oder sogar lebensbedrohliche Blutvergiftungen.
FORL – Achtung „Katzen-Karies“
Hättest Du gewusst, dass es eine spezielle Katzenkaries gibt? Genau genommen geht es um „feline odontoklastische resorptive Läsion, kurz: FORL. Geht es nach aktuellen Studien, sind davon bis zu 40 Prozent aller Hauskatzen betroffen. Trotz der Verbreitung ist die Erkrankung bisher kaum erforscht. FORL ist eine perfide Zahnerkrankung, die auf eine Stoffwechselfehlfunktion zurückzuführten ist. Dabei lösen sich die Zähne der Katze ausgehend von der Wurzel von selbst auf. In der Folge splittern die Zähne, was zu Verletzungen und schmerzhaften Entzündungen im Maul führt. Archäologische Befunde belegen zudem, dass schon die Großkatzen vor hunderttausenden Jahren unter der Autoimmunerkrankung FORL litten.
Zahnfleischerkrankungen bei Katzen erkennen
Nicht nur die Zähne können unter Zahnerkrankungen bzw. mangelhafter Zahnhygiene leiden. Auch das Zahnfleisch kann stark in Mitleidenschaft gezogen werden und gesundheitliche Probleme nach sich ziehen. Es ist erschreckend: Statistiken zufolge leiden fast drei Viertel aller Hauskatzen unter Problemen mit Zähnen und Zahnfleisch. Am häufigsten beginnt alles mit übermäßigem Plaque, der sich zu Zahnstein verhärtet und schwere Zahnfleischentzündungen begünstigt.
Diese sogenannte Parodontose kann zur Lockerung der Zähne und damit langfristig zum Funktionsverlust des Gebisses führen. In seltenen Fällen rühren Zahnfleischentzündungen nicht aus Plaque-Ablagerungen, sondern aus Infektionen mit Viren oder Immunerkrankungen. Auch über die Entzündungsherde im bzw. am Zahnfleisch können Bakterien in die Blutbahn und damit zu lebenswichtigen Organen gelangen. Glücklicherweise kannst Du Zahnfleischerkrankungen und andere Zahnprobleme anhand der folgenden Symptome erkennen:
- Übelriechender Mundgeruch
- Gerötetes oder blutiges Zahnfleisch
- Feste Zahnbeläge (insbesondere) an den Backenzähnen
- Bräunlich verfärbte Zähne
- Blutiger Speichel
- Abnormaler Speichelfluss
- Futterverweigerung (vor allem bei Trockenfutter)
Bei Zahnproblemen ab zum Tierarzt
Katzen sind Meister darin, Krankheiten und Schmerzen zu verstecken. Verständlich, denn wer sich in freier Wildbahn verwundbar zeigt, wird schnell selbst zur Beute. Aus diesem Grund wirst Du es in der Regel auch nicht merken, wenn Dein Stubentiger eine Zahn- oder Zahnbetterkrankung hat. Jedenfalls so lange nicht, bis die Erkrankung weit fortgeschritten ist und Deiner Katze ein großer Zahn abbricht oder sie das Futter verweigert. Achte daher unbedingt auf mögliche Anzeichen.
Je früher Du etwas gegen Zahnstein und Plaque unternimmst, desto besser. Gegen Zahnstein gibt es immerhin Mittel und Wege. FORL dagegen kann aktuell nicht behandelt werden. Umso wichtiger ist es, dass Du das Gebiss Deines Stubentigers regelmäßig beim Tierarzt kontrollieren lässt. Das ist im Übrigen gar nicht so einfach, denn kaum eine Katze lässt sich gerne ins Maul schauen. Häufig ist die vollumfängliche Gebisskontrolle sogar nur in Vollnarkose möglich.
Zahnpflege bei Katzen – So kann es funktionieren
Damit der Blick ins Maul im Alltag und beim Tierarzt überhaupt funktioniert, ohne dass gleich eine Vollnarkose nötig ist, bist Du als Katzenhalter gefragt. Auch beim Vorbeugen von Plaque und Zahnstein hast Du das Heft in der Hand. Schon wenn die Kitten mit ihren Zähnchen die Welt erkunden, fällt der Startschuss für die Zahnpflege.
Stelle Deinen Katzen von Beginn an neben Nassfutter auch hochwertiges Trockenfutter zur Verfügung. Durch das Kauen der harten Brocken reibt sich der Plaque mechanisch von den Zähne ab. Gleichzeitig kräftigt das Kauen den Zahnhalteapparat und fördert die Durchblutung des Zahnfleischs. Ideal ist ab und zu auch eine Portion Trockenfutter, das speziell für die Zahnreinigung hergestellt wurde.
Ebenso wichtig ist das Zähneputzen. Gewöhne schon Deine Kitten mit Fingerlingen oder einer kleinen Katzenzahnbürste an den ungewohnten Vorgang. Je häufiger Du das Ganze spielerisch übst, desto eher lässt Dein Stubentiger dies auch im Erwachsenenalter mit sich machen. Wirklich notwendig ist der Einsatz einer Katzenzahnbürste aber nur dann, wenn schwere Zahnfehlstellungen bestehen, die die natürliche Reinigung unmöglich machen. Auch wenn Deine Katze Trockenfutter verweigert, führt kein Weg um das Schrubben mit Zahnbürste und Katzenzahnpasta herum.