In gut jedem fünften deutschen Haushalt lebt mindestens eine Katze. Ungezählt ist dagegen die Zahl der Streuner, die in unseren Städten und in der Natur unterwegs sind oder in Tierheimen ein trauriges Dasein fristen. Und es werden jeden Tag mehr. Der Hauptgrund ist die unkontrollierte Vermehrung der Katzen, die zu Tierleid in unermesslichem Ausmaß führt.

Die Kastration ist eine der wenigen Optionen zur Eingrenzung von Tierleid und unkontrollierter Vermehrung. Da das Thema alle Katzenbesitzer angeht, möchten wir uns näher damit beschäftigen, was für das Kastrieren und was gegen die Kastration spricht.


Was unterscheidet Kastration und Sterilisation?

Viele Katzenfreunde werfen die beiden zentralen Begriffe Kastration und Sterilisation durcheinander. Sie bedeuten keinesfalls dasselbe, sondern meinen zwei Prozesse mit gänzlich unterschiedlichen Folgen für Deine Katze bzw. Deinen Kater.

Bei der Sterilisation werden bei den Tieren in einem chirurgischen Eingriff die Eileiter bzw. Samenleiter durchtrennt. Das nimmt Katzen und Katern die Fähigkeit zur Fortpflanzung. Da die Sterilisation keinen Einfluss auf den Hormonhaushalt hat, bleiben geschlechtstypische Triebe und Verhaltensweisen erhalten.

Bei der Kastration dagegen entfernt der Tierarzt unter Narkose die für die Hormonbildung zuständigen Keimdrüsen. Da bei Katern die Hoden und bei der Kätzin die Eierstöcke entfernt werden, entfallen auch die geschlechtstypischen Triebe. Aufgrund dieses Vorteils führen Tierärzte heute beinahe ausschließlich Kastrationen durch.


Katzenpaarung ist nicht romantisch

Es ist nur allzu verständlich, wenn Du die Kastration kritisch siehst. Sicherlich sind kleine Kätzchen unheimlich süß. Genau das ist aber das Problem. In vielen Regionen gibt es eine regelrechte Katzenschwemme. Unzählige Katzen und Kätzchen landen im Tierheim oder werden in der Wildnis ausgesetzt.

Dort müssen sie um ihr Überleben kämpfen und stellen durch ihre Masse häufig sogar eine Bedrohung für die Singvogelpopulation dar. Ganz davon abgesehen, dass die Paarung für Katzen keine romantische Erfahrung ist. Die Katzenpaarung ist eine kurze und für beide Tiere schmerzhafte Angelegenheit, der sich Katzen nur aufgrund ihres natürlichen Triebes hingeben.

Oder wusstest Du, dass der Penis des Katers mit Widerhaken bestückt ist? Diese krallen sich in die empfindlichen Schleimhäute der Katze und lösen so erst den Eisprung aus. Keine angenehme Vorstellung. Zur Krönung schlagen sich die Tiere Krallen und Zähne um die Ohren. Die Folgen sind häufig schwere Verletzungen und bleibenden Narben.


Achtung Kastrationspflicht!

In Deutschland leben nach Schätzungen der Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ über 2 Millionen streunende Katzen. Die Tierschutzorganisation PETA geht davon aus, dass ein einziger nicht kastrierter Streuner in nur sieben Jahren annähernd 370.000 Nachkommen zeugen kann. Dass das ein Problem für die Tierheime, das Wohl der Katzen und das ökologische Gleichgewicht darstellt, liegt auf der Hand.

In vielen Städten und Gemeinden gilt für freilaufende Katzen und Kater bereits eine Kastrationspflicht. Auch wenn es noch keine bundesweite Pflicht gibt, gelten die Regularien der sogenannten Katzenschutzverordnung schon in über 700 Kommunen. Auf der Seite des Tierschutzbundes findest Du eine Auflistung der konkreten Regionen, die bereits eine Kastrationspflicht eingeführt haben.


Was spricht für eine Kastration?

Die Liste der Vorteile, die sich aus einer Kastration ergeben, ist lang. Sie reicht angefangen vom Tierschutzaspekt über die Gesundheitsvorsorge bis hin zu einem harmonischeren Zusammenleben mit Deinem Stubentiger.

  • Kein Markieren mehr: Normalerweise markieren Kater ihr Revier mit hochkonzentriertem Urin. Gerade bei Wohnungskatzen ist dies ein übelriechendes Ärgernis und darüber hinaus unhygienisch. Eine Kastration setzt dem ein Ende.
  • Katzen werden häuslicher: Durch die Beseitigung des sexuellen Triebverhaltens verändert sich das Verhalten von Katzen. Sie werden ruhiger, ausgeglichener und gehen zu ihrem Halter eine engere Bindung ein.
  • Steigende Lebenserwartung: Wusstest Du, dass die Lebenserwartung von nicht-sterilisierten Freigängerkatzen durchschnittlich bei nur fünf bis sechs Jahren liegt? Kastrierte Tiere dagegen erreichen ein Durchschnittsalter von zehn Jahren. Der Grund: Viele Katzen folgen blind ihrem Sexualtrieb und fallen dem Straßenverkehr zum Opfer.
  • Kater sind weniger aggressiv: Durch das Erreichen der Geschlechtsreife nehmen Aggressivität und Kampfbereitschaft bei Katern zu. Das steigert gleichzeitig die Gefahr, dass dein Kater aus Revierkämpfen schwer verletzt nach Hause kommt. Mit einer Kastration minimiert sich das Risiko.
  • Schutz vor Krankheiten: Unkastrierte Katzen neigen zum Streunen. Da dies bei kastrierten Katzen nicht der Fall ist, sinkt das Risiko für Infektionen mit Erkrankungen wie Katzenaids (FIV) und Katzenleukose (FeLV).
  • Geringeres Verletzungsrisiko: Nicht kastrierte Katzen versuchen häufig auszubüxen. Dabei kommt es leicht zu schweren Unfällen wie Quetschungen in gekippten Fenstern oder zu Stürzen aus dem Fenster.
  • Keine Rolligkeit mehr: Kratzbürstiges Verhalten, Aggressivität gegen die Familie des Halters, ohrenbetäubendes Maunzen und Co. sind mit einer Kastration Geschichte.
  • Du ersparst Deiner Katze Stress: Rolligkeit und die Sexualtriebe sind für Katzen mit Stress verbunden. Gerade für Kätzinnen ist die Zeit der Rolligkeit eine enorme hormonelle Belastung – sowohl für den Körper als auch für den Geist.
  • Du unterstützt den Tierschutz: Jedes „unnötig“ geborene Katzenbaby erhöht das Tierleid. Immerhin ist eine artgerechte Versorgung aufgrund des hohen personellen und finanziellen Aufwands in den aus allen Nähten platzenden Tierheimen kaum möglich.  

Was spricht gegen die Kastration?

Überall wo Licht ist, ist natürlich auch Schatten. Die emotionale Komponente einmal ausgeklammert, bringt die Kastration auch einige Nachteile mit sich. Allem voran steht während des Eingriffs ein potenzielles Narkoserisiko.

Dank der modernen Tiermedizin ist dieses Risiko heute aber ebenso gering wie das Narkoserisiko bei uns Menschen. Gleichzeitig hält sich auch das mögliche Risiko von OP-Komplikationen für Deine Fellnase in Grenzen. Immerhin handelt es sich um einen Routineeingriff.

Eine weitere bekannte Folgeerscheinung hängt mit der Umstellung des Hormonhaushalts zusammen. Dadurch, dass die Tiere keine Sexualhormone mehr ausschütten können, neigen manche Katzen zu einem größeren Appetit und einem geringeren Bewegungsdrang.

Damit steigt das Risiko für Übergewicht, in dessen Folge sich bei manchen Tieren ein charakteristischer Hängebauch á la Garfield bildet. Auch das Harnsteinrisiko kann geringfügig ansteigen. Mit einer gesunden Katzenernährung kannst Du diesen Problemen aber recht gut vorbeugen.


Der optimale Zeitpunkt für die Kastration

Wann Du Deine Katze kastrieren lassen solltest, hängt vor allem von der Geschlechtsreife ab. Abhängig von Rasse und Geschlecht bieten sich unterschiedliche Zeitpunkte an. Im Idealfall erfolgt der Eingriff vor der Geschlechtsreife. Weibliche Stubentiger sind meist mit fünf bis neun Monaten geschlechtsreif. Kater sind in dieser Hinsicht echte Spätzünder. Sie sind erst mit acht bis zehn Jahren soweit.

Lass Dich am besten von Deinem Tierarzt beraten, wann für Deine Fellnase der optimale Zeitpunkt ist. Eine gute Tierkrankenversicherung unterstützt Dich sogar bei den anfallenden Kosten für eine Kastration. Kostentechnisch musst Du abhängig vom Aufwand mit einem Kostenrahmen von ca. 60 Euro bis 150 Euro rechnen.


Schon gewusst?

Ein weit verbreiteter Mythos besagt, dass ein Kater direkt nach der Kastration nicht mehr zeugungsfähig ist. Das ist ein Trugschluss. Da die Hormone noch eine Weile im Körper verweilen, ist ein Kater noch bis zu sechs Wochen nach dem Eingriff potenziell zeugungsfähig.