Spätestens seit dem „König der Löwen“ wollen wir doch alle einen kleinen Simba auf der Couch haben, oder? Leider ist es mit der Adoption eines Löwenjungen hierzulande so eine Sache. Aber es gibt auch eine gute Nachricht. Komplett auf den Hauch von Wildnis musst Du im Wohnzimmer nicht verzichten.
Jedenfalls dann, wenn Du dazu bereit bist, etwas mehr Zeit, Geld und Aufwand in Kauf zu nehmen als der durchschnittliche Katzenhalter. Das Zauberwort heißt Hybridkatze. Erfahre, was es mit Hybridkatzen auf sich hat, worauf Du bei der Haltung achten musst und warum ein echter „Stubentiger“ nicht ganz risikolos ist.
Was sind Hybridkatzen eigentlich?
Du kennst sicherlich Hybridautos, die Elektro- und Verbrennungsmotoren vereinen. Nichts anderes ist im Grunde genommen eine Hybridkatze. Nur, dass es sich hier um eine Verpaarung aus Wildkatzen und domestizierten Hauskatzen handelt. Dabei wird in der Regel eine weibliche Hauskatze mit einem Wildkater verpaart. Genau genommen umfasst der Hybridkatzenbegriff nicht nur die direkten Nachkommen der Verpaarung, sondern gleich mehrere Generationen.
Hier gilt das Prinzip: Je niedriger die Generation, desto mehr Wildtiereigenschaften weisen die Nachkommen der sogenannten Filialgeneration auf. Aufgrund dieser Tatsache gelten für die Haltung und die Zucht hierzulande klare Regeln. Bis zur vierten Nachkommengeneration gelten aufgrund der Wildtiereigenschaften strenge Artenschutz- und Haltungsbestimmungen. Ab der fünften Generation verlieren die Tiere in Deutschland ihren Status als Hybridkatze. Damit entfallen auch Artenschutz- und Haltungseinschränkungen, sodass Du sie als normale Hauskatze halten kannst.
Die kleine Geschichte der Hybridkatzenzucht
Ob nun Hund oder Katze – alle unsere Haustiere sind das Ergebnis jahrtausendelanger Zuchtprozesse. Selbst der tapsigste Mops war ursprünglich einmal ein Hybrid. Auch viele unserer heutigen Hauskatzenrassen wurden schon vor Jahrhunderten als Hybridkatzen gezüchtet. Das Phänomen, dass wir das Aussehen und Temperament von Wildkatzen gerne in unseren Wohnstuben hätten, ist also nicht neu.
Die klassische moderne Hybridkatzenzucht hat ihre Wurzeln allerdings in den USA der 1960er- und 1970er-Jahre. Damals verpaarten Wissenschaftler verschiedene Hauskatzenarten mit asiatischen und afrikanischen Wildkatzen. Der Hintergrund: Man zielte darauf ab, neue wissenschaftliche Erkenntnisse rund um die Evolution und die Weitergabe von Erbanlagen zu bekommen.
Erst später entdeckte man, dass sich ein Hauch von Wildnis und Exotik ganz gut im Wohnzimmer macht. Die ersten wirklich beliebten Hybridkatzen waren die Nachkommen domestizierter Hauskatzen und wilden asiatischen Leopard-Katzen. Aber auch hier war nicht die Zucht die Intention für die Verpaarung. Eigentlich waren die Katzenhybride das Ergebnis eines medizinischen Experiments zur Entwicklung eines Impfstoffs gegen feline Leukämie.
Das sind die bekanntesten „Hybrid-Tiger“
Bengal
Die Bengalkatze ist der wohl bekannteste Katzenhybrid bzw. die bekannteste moderne Hauskatze mit wilden Vorfahren. Diese einmaligen Stuben-Tiger stammen aus einer Kreuzung aus Hauskatzen und asiatischen Wildkatzen (Leopard Cats). Besonders interessant macht sie ihr Fell. Immerhin lassen Muster und Farbe die Bengalen nicht nur auf den ersten Blick wie kleine Leoparden aussehen.
Caracat
Hinter dem Caracat-Hybriden steckt eine Wortneuschöpfung, die das englische „cat“ mit „Karakal“ kombiniert. Bei der Caracat handelt es sich also um die Verpaarung zwischen Hauskatze und auch dem als Wüstenluchs bekannten Karakal. Ähnlich wie unser heimischer Luchs ist auch dieser Jäger für seine schwarzen Pinsel an den Ohren bekannt. Die Caracat wurde bisher vornehmlich in den USA gezüchtet. Erstmals geschah das im Jahr 2008 mit einer Abessinierkatze und einem Karakal-Kater.
Chausie
Ebenfalls vornehmlich in den USA beheimatet ist die Chausie. Hierbei handelt es sich um eine Kreuzung aus einer gewöhnlichen Hauskatze und der ägyptischen Rohrkatze. Anders als die Bengalkatze verfügt die Chausie über kein auffälliges Muster. Dafür besitzt sie einen athletischen Körper, sehr markante Wangenknochen und ähnliche Ohrpinsel wie Luchs und Caracat.
Savannah
Die Savannah-Katze ist der wohl beeindruckendste Hybrid. Da es sich um eine Verpaarung einer Hauskatze mit einem afrikanischen Serval handelt, ist das auch kein Wunder. Die größte aller bisher anerkannten Hauskatzenrassen beeindruckt unter anderen mit einer Gesamtlänge von bis zu 120 cm und einer monumentalen Schulterhöhe von bis zu 50 cm. Gemeinsam mit der einem Geparden ähnlichen Fellzeichnung ist die Savannah so eine bemerkenswerte Erscheinung.
Was Du bei der Haltung unbedingt beachten musst
Wie Du Dir vielleicht schon denken kannst, sind Hybridkatzen keine gewöhnlichen Hauskatzen. Gerade die ersten Generationen F1 bis F4 sind zudem nicht unbedingt Schmusekätzchen. Vielmehr ist ihr Verhalten noch von dem hohen Anteil an „Wildblut“ geprägt. Möchtest Du etwa ein echtes „Wildblut“ (Generation F1 bis F4) halten, musst Du einige teils strenge Haltungsauflagen erfüllen.
Das bedeutet unter anderem, dass Du für eine artgerechte Haltung ein ausbruchsicheres Außengehege mit ausreichender Größe einrichten musst. So kann die Hybridkatze ihrem natürlichen Bewegungsdrang nachgehen, ohne zur potenziellen Gefahr für andere Kleintiere zu werden. In der Regel ist die Haltung einer „echten“ Hybridkatze der Generationen F1 bis F4 bei den örtlichen Behörden meldepflichtig.
Ab der Generation F5 haben die Wildtier-Eigenschaften so weit abgenommen, dass die Haltung hierzulande als normale Hauskatze möglich ist. Auch wenn die kleinen Stubentiger die Sehnsucht nach Exotik erfüllen, solltest Du einen Aspekt nicht vergessen: die Kosten. Immerhin bringt es beispielsweise eine Savannah-Katze leicht auf 5.000 Euro.
Besonderheiten und potenzielle Risiken von Hybridkatzen
Die Haltung von Hybridkatzen ist abseits des Preises mit einigen Stolpersteinen und Gefahren gespickt. Diese solltest Du in jedem Fall kennen, bevor Du Dich für die Wildnis im Wohnzimmer entscheidest.
- Hybridkatzen markieren ihr Revier ähnlich wie Wildkatzen in der Natur mit viel Urin.
- Als Halter bzw. Halterin musst Du dich auf tiefe Kratzspuren in Möbeln und an Wänden einstellen.
- Hybridkatzen können anspruchsvoll und launisch sein. Gerade in den USA beklagen Tierheime einen Zustrom von Tieren aus der Hand überforderter Halter.
- Die Haltung als reine Wohnungskatze ist nur bei ausreichend Platz und der Anwesenheit einer zweiten Katze möglich.
- Hybridkatzen benötigen viel Platz und abwechslungsreiche Spiel- und Klettermöglichkeiten.
- Du musst viel Zeit investieren und Deine Katze aktiv an das Zusammenleben mit Menschen gewöhnen.
- Als Freigänger sind insbesondere die früheren Generationen nicht geeignet. Durch ihren unstillbaren Jagdtrieb werden sie sonst zu einer ernsthaften Gefahr für Kleinsäuger, Reptilien und Vögel.
Artgerechte Ernährung für Hybridkatzen
Auch was die Ernährung angeht, sind Hybridkatzen deutlich anspruchsvoller. Häufig kommt es sogar vor, dass Hybridkatzen das typische Katzenfutter aus der Großproduktion nicht oder zumindest nicht gut vertragen. Je früher die Generation, desto größer ist das Risiko. Wichtig ist daher eine möglichst natürliche Ernährung mit hohem Fleischanteil.
Hinzu kommen frisches Obst, Gemüse sowie Öle. Aufgrund der möglichen Unverträglichkeiten solltest Du nach Möglichkeit komplett auf Getreide verzichten. Ideal ist laut der Empfehlung zahlreicher Züchter jedoch die Rohfütterung (BARF). Um das jedoch optimal umsetzen zu können, kannst Du unseren Artikel zum Thema als Grundlage verwenden.