Im Normalfall sind die kleinen Jäger, was den Appetit angeht, unersättlich. Das beste Beispiel ist unser aller Lieblingskater Garfield. Die meisten Katzen brauchen aber nicht unbedingt Lasagne, um sich das Bäuchlein vollzuschlagen. Mancher Katzenbesitzer muss daher mit der Portionsgröße aufpassen, dass der Stubentiger nicht zu viel Fett ansetzt.
Umso größer ist die Sorge, wenn eine Katze keinen Appetit zeigt und sogar das Lieblingsfutter stehen lässt. Woran also liegt es, wenn unsere Fellnasen ihr Futter nicht mehr anrühren? Welche Maßnahmen helfen den kleinen Hungerkünstlern? Und wann ist es Zeit für den Tierarzt? Wir haben die Antworten.
Fehlender Appetit ist auf Dauer lebensbedrohlich
Wenn Deine Katze spontan keinen Hunger hat und die heißgeliebte Leberpastete verschmäht, ist das noch kein Drama. Mit Deinen Kindern fährst Du schließlich auch nicht gleich zum Arzt. Fakt ist aber auch: Für Katzen ist eine fehlende oder zu geringe Nahrungsaufnahme noch deutlich gefährlicher als für uns Menschen und andere Tiere.
Das liegt an den geringen Fettreserven des Katzenkörpers. Der Katzenkörper schaltet so schon nach kurzer Fastenzeit in den Hungermodus. Dabei verstoffwechselt der Organismus unter anderem bedingt durch den Proteinmangel körpereigene Proteine aus Muskelstrukturen und Organen.
Zunächst wird die Muskulatur Deines Stubentigers geschwächt. Darauf folgen Schäden an Organen wie der Leber und den Nieren. Verweigert Deine Katze über längere Zeit die Nahrungsaufnahme, ist ein Besuch beim Tierarzt unvermeidlich. Tritt nach 24 Stunden keine Besserung ein, solltest Du Dir Hilfe holen.
Ursachen: Warum frisst meine Katze nicht?
Du kennst es von Dir selbst. Manchmal hast Du einfach keine Lust, ein bestimmtes Gericht zu essen. Ein anderes Mal quält dich eine Magen-Darm-Grippe. Und wiederum ein anderes Mal schlägt Dir ständiger Stress auf den Appetit. Bei Deinem Stubentiger ist es nicht anders. Angefangen von medizinischen Ursachen über harmlose Alltäglichkeiten bis hin zur Psyche gibt es einige Ursachen für Appetitlosigkeit bei Katzen. Wir stellen Dir die wichtigsten Gründe vor.
Medizinische Ursachen für Appetitlosigkeit bei Katzen
- Hals- und Rachenprobleme: Entzündungen im Hals- und Rachenraum sind ein häufiger Auslöser für Appetitlosigkeit. Immerhin bekommst Du bei einer Mandelentzündung vor lauter Schmerz selbst Deine Lieblingspasta nicht herunter. Typisches Anzeichen ist ein roter und geschwollener Rachenraum. Auch an Husten, Mundgeruch, Würgen und häufigem angestrengtem Schlucken kannst Du solche Entzündungen erkennen.
- Zahn- und Kieferprobleme: Auch Zahnschmerzen oder Entzündungen können selbst dem hungrigsten Stubentiger den Appetit verderben. Aber Vorsicht bei der Kontrolle des Gebisses: So manche Katze schnappt hier zu. Auch Zahnfleischentzündungen fallen in diese Kategorie. Gerade bei Problemen in Mundraum ist Eile mit einer Behandlung geboten. Katzen sind nämlich eigentlich hart im Nehmen. Und wenn sie schon nicht mehr fressen möchten, müssen die Schmerzen bereits groß sein.
- Gestörter Geruchssinn: Kann Deine Katze nichts oder nur wenig riechen, verliert sie schnell die Lust auf ihr Fressen. Mögliche Auslöser sind klassische Erkältungen oder Allergien. Ist das Nasensekret Deines Stubentigers gelblich verfärbt, besteht akuter Behandlungsbedarf.
- Nierenschwäche: Sind die Nieren Deiner Katze geschädigt, können sie ihre natürliche Filterfunktion nicht mehr wahrnehmen. Zu den typischen Symptomen eines Nierenleidens gehört neben ungewöhnlichem Durst, vermehrtem Harnabsatz und Erbrechen auch Appetitlosigkeit. Auch hier ist schnelles Handeln gefragt, denn sobald sich starke Symptome zeigen, ist häufig schon ein Teil des Nierengewebes geschädigt. Gefährdet sind in erster Linie ältere Tiere und bestimmte Rassen wie Perserkatzen und Maine Coons.
- Magen-Darm-Probleme: Bauchschmerzen, Übelkeit und Co. sind auch für Katzen echte Appetit-Killer. Das Problem: Es liegt in der Natur der Sache, dass Magen-Darm-Probleme schwer zu diagnostizieren sind. Mögliche Auslöser für die verweigerte Nahrungsaufnahme sind Darmentzündungen, Magenschleimhautentzündungen, Verstopfungen oder ein Darmverschluss. Im Normalfall sollte Deine Katze zumindest einmal pro Tag Kot absetzen, spätestens am zweiten Tag sollten ansonsten Deine Alarmglocken bezüglich eines Darmverschlusses schrillen. Hinter der Appetitlosigkeit können aber auch verschluckte Fremdkörper sowie Würmer und andere Parasiten stecken. Eine genaue Diagnose ist leider nur beim Tierarzt möglich.
- Infektionskrankheiten: Der letzte große Punkt unter den medizinischen Appetit-Killern sind Infektionskrankheiten wie das Feline Leukämievirus (FeLV), das Feline Immune Deficiency Virus (FIV), die Feline Infektiöse Peritonitis (FIP) und die als Katzenseuche bekannte Feline Panieukopenie. Solche Infektionskrankheiten sind bei Tieren aus einer guten Zucht und mit guter Grundimmunisierung als Auslöser allerdings so gut wie ausgeschlossen.
Auch die Psyche kann eine Rolle spielen
Stubentiger haben ein sensibles Gemüt und sind damit auch anfällig für Stress. Ganz gleich, ob Familienzuwachs bei uns Zweibeinern, ein neuer Vierbeiner im Haus, eine geänderte Tagesroutine, Trauer um einen geliebten Artgenossen oder Streit in der Familie. Die Palette möglicher psychologischer Auslöser ist groß. Hier helfen in der Regel keine Pillen und Tierärzte. Stattdessen bist Du an der Reihe. Mit viel Ruhe, Aufmerksamkeit, Leckereien und jeder Menge Schmuseeinheiten bekommst Du Deinen Stubentiger wieder in die Spur.
Das Alter macht sich bemerkbar
Bei Katzen ist es nicht anders als bei uns Menschen: Wenn der Lebensabend näher rückt, schwindet der Appetit. Hauptverantwortlich ist die große Kraftanstrengung, die mit zunehmendem Alter für jede Bewegung notwendig ist. Gegen diesen natürlichen Mechanismus kannst du nur bedingt etwas tun. Es gibt zwar appetitfördernde Präparate für alternde Katzen. Nichtsdestotrotz lässt sich das Unvermeidliche bei Katzensenioren nicht beliebig hinauszögern.
Alles halb so wild – harmlose Ursachen für Appetitlosigkeit bei Katzen
Es gibt aber auch Ursachen für Appetitlosigkeit bei Katzen, die weitaus weniger dramatisch sind. Diese lassen sich meist auch mit einfachen Gegenmaßnahmen in den Griff bekommen. Manchmal ist nicht einmal ein Eingreifen nötig.
- Deinem Stubentiger passt die Umgebung nicht: Manchmal reicht es bereits aus, dass Du ein paar Möbel verrückst oder das Katzenkörbchen umstellst, um dem Stubentiger den Appetit zu verderben. Auch nach einem Umzug kann es sein, dass der Appetit stressbedingt leidet.
- Rolligkeit: In diesem Fall bist Du tatsächlich machtlos. Ähnlich wie Männer in der Midlifecrisis und schwangere Frauen machen rollige Katzen einfach, was sie wollen. Du kannst auf appetitfördernde Medikamente zurückgreifen oder interessante Leckereien auffahren. Ob Deine Katze frisst, steht aber auf einem ganz anderen Blatt.
- Hitze: Wenn es draußen so richtig heiß ist, ist auch Dir nicht nach einem fetten Sonntagsbraten mit Klößen zumute. Bei Katzen ist das in der warmen Jahreszeit nicht anders.
- Futterveränderung: Neues Futter ist nicht unbedingt nach dem Geschmack Deiner Vierbeiner. Häufig dauert es eine Weile, bis sich Deine Fellnase daran gewöhnt. Aber auch wenn die Futtermittelhersteller ihre Rezeptur ein wenig abändern, kann das schon dafür reichen, dass Deine Katze nicht frisst.
- Fremdschlemmen: Katzen sind kleine Jäger. Insbesondere Freigängerkatzen jagen sich gern einmal ein Mäuschen oder mopsen etwas aus dem Futternapf der Nachbarskatze. Wenn der Bauch nach der erfolgreichen Jagd voll ist, hat selbst das beste Futter keine Chance. Ob Handlungsbedarf besteht, hast Du mit Hilfe einer Waage feststellen. Bleibt das Gewicht Deiner Katze über mehrere Tage und Wochen hinweg konstant, hat Dein Stubentiger mit hoher Wahrscheinlichkeit eine geheime Futterquelle gefunden.
Maßnahmen gegen fehlenden Appetit
Einer appetitlosen Katze stehst du nicht hilflos gegenüber. Abhängig vom Auslöser besteht eine große Bandbreite an Therapien, um die sogenannte Inappetenz zu beseitigen. Maßnahmen zur Behandlung medizinischer Ursachen fallen in den Aufgabenbereich des Tierarztes. Ursachenabhängig kommen unter anderem Antibiotika, Entzündungshemmer, Medikamente gegen Übelkeit oder Präparate zur Appetitstimulation zum Einsatz. In akuten Fällen ist auch eine Zwangsernährung per Nasensonde oder Vene möglich.
Einfacher ist der Umgang mit „alltäglicheren“ Auslösern für Appetitlosigkeit. Bei einem eingeschränkten Geruchssinn etwa können Futtermittel mit intensivem Aroma (zum Beispiel Thunfisch) helfen. Auch den Umstieg auf ein neues Futtermittel kannst Du einfacher gestalten, indem Du zunächst das alte und das neue Futter mischst und Fütterungsrituale einhältst. Ebenfalls appetitanregend sind außergewöhnliche Leckerlies und Speisen, die Deine Katze noch nicht kennt.
Prophylaxe: Kann ich Appetitlosigkeit bei Katzen vorbeugen?
Appetitlosigkeit vorzubeugen ist aufgrund der zahlreichen Ursachen schwierig. Katzen haben schließlich auch ihren ganz eigenen Kopf. Einige Auslöser wie Infektionskrankheiten kannst Du durch gezielte Vorsichtsmaßnahmen wie die gewissenhafte Säuberung von Fressnapf und Katzentoilette jedoch eliminieren.
Achte beispielsweise darauf, dass Deine Stubentiger möglichst früh die notwendige Grundimmunisierung erhalten. Regelmäßige Kontrollbesuche beim Tierarzt (ein bis zwei Mal pro Jahr) sind ebenfalls hilfreich, um medizinische Auslöser frühzeitig zu erkennen. Ebenfalls hilfreich: Eine ausgewogene, gesunde und dem Gewicht der Katze angepasste Ernährung.
Fazit
Die Appetitlosigkeit bei Katzen hat ebenso viele Ursachen wie Gesichter. Wichtig ist, dass Du die Situation analysierst und Dir Gedanken darüber machst, ob sich kürzlich etwas im Alltag Deiner Katze geändert hat. Tritt auch nach 24 Stunden keine Besserung ein, solltest Du mit Deinem Stubentiger auf jeden Fall einen Tierarzt aufsuchen.