Dein Hund ist eine echte Wasserratte? Für euch gibt es nichts Schöneres, als an einem heißen Sommertag an einen See zu fahren, in der Sonne zu relaxen, gemeinsam zu planschen und Stöckchen zu werfen? Dann solltest Du jetzt die Ohren spitzen, denn der unbeschwerte Badetag am See kann für Deinen Hund schnell zu einem lebensbedrohlichen Vergnügen werden. Nicht etwa, weil Deine Fellnase ertrinken könnte.

Viel wahrscheinlicher ist eine potenziell tödliche Wasservergiftung. Zum Unglück vieler Fellnase wissen ihre Halter nichts davon. So sterben jährlich etliche Hunde an unseren Seen, Flüssen, Stränden und sogar in den heimischen Gärten an einer Wasservergiftung. Erfahre, was es mit der Wasservergiftung auf sich hat, woran Du sie erkennst und wie Du effektiv Erste Hilfe leisten kannst.

Todesursache Hyperhydration – Das traurige Schicksal von „Hanz“

Vor einigen Jahren machte das Schicksal des zweijährigen Schnauzers „Hanz“ aus den USA in den sozialen Medien Schlagzeilen. An einem schönen Sommertag fuhr die Halterfamilie – wie so oft – an einen See. Dort tobte der zweijährige Schnauzer munter im Wasser und apportierte immer wieder Stöcke.

Nach unzähligen Durchgängen fiel dem Halter das merkwürdige Verhalten seiner Fellnase auf. Als der Halter den unter Koordinationsproblemen und Lethargie leidenden Hund zum Tierarzt brachte, war es jedoch bereits zu spät. Dieser konnte „Hanz“ trotz Reanimationsversuch nicht mehr retten. Die Diagnose lautete Wasservergiftung.

Da die Halterfamilie von dieser heimtückischen Gefahr noch nie etwas gehört hatte, teilte sie einen Beitrag über das traurige Schicksal ihres Schnauzers auf Facebook. Rund 80.000 Mal haben Hundefreunde aus aller Welt diesen Beitrag bisher geteilt, um auf die Problematik aufmerksam zu machen.

Wasservergiftung – Warum Wasser tödlich sein kann

Dass Hitze für unsere Fellnasen lebensbedrohlich ist, lesen wir spätestens jeden Sommer tausendfach in den sozialen Medien. Über die Wasservergiftung dagegen stolpern wir selten. Obwohl Wasser neben Sauerstoff der wohl lebensnotwendigste Stoff auf diesem Planeten ist, gilt auch hier die Weisheit des guten Paracelsus: „Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die Dosis machts, dass ein Ding kein Gift sei.“

Bei einer Wasservergiftung nimmt der Hund schlicht mehr Wasser auf, als es seinem Körper guttut. Durch die zu hohe Flüssigkeitsaufnahme verdünnt sich der Elektrolytgehalt im Organismus dramatisch. Normalerweise wird die aufgenommene Flüssigkeit in den Zellen und den Zellenzwischenräumen gespeichert, wobei das Wasser und die darin enthaltenen Salze und Minerale gleichmäßig verteilt sind. Aber was passiert, wenn zu viel Wasser in den Körper strömt? Ganz einfach:

  • Nimmt Dein Hund nun zum Beispiel beim Planschen zu viel Wasser auf, hat es in den Zellen und den Zellenzwischenräumen keinen Platz mehr. Der Wasserhaushalt gerät aus den Fugen.
  • Überschüssiges Wasser aus den Zellen strömt in großen Mengen in die Blutbahnen, von wo aus es zu den Nieren transportiert wird.
  • Die Nieren sind mit den großen Mengen an Flüssigkeit heillos überfordert und können dieses in der Kürze der Zeit nicht filtern und an die Blase weiterleiten.
  • Dadurch bildet sich ein Rückstau, der die Zellen anschwellen lässt. Die Folge sind Wassereinlagerungen (Ödeme), die auch lebenswichtige Organe wie die Leber oder das Gehirn betreffen können.
  • Durch die enorme Flüssigkeitsaufnahme kommt es zur Verschiebung der Elektrolytkonzentration im Körper. Hier geht es insbesondere um das für die Regulation des Wasserhaushalts bedeutende Natriumchlorid.
  • Gerät das Verhältnis von Elektrolyten wie Kalium, Kalzium und Natrium aus den Fugen, werden lebenswichtige Funktionen wie die Nervenweiterleitung, die Muskelaktivität und die Herztätigkeit stark beeinträchtig.
  • Bei einer hochgradigen Wasservergiftung führen Ödeme und Elektrolyt-Entgleisungen zu einem tödlichen Multiorganversagen.

Unglaublich, aber wahr – Tödliches Radio-Gewinnspiel

Auch für uns Menschen ist das Element des Lebens potenziell tödlich. Das musste auch eine 28-jährige Frau aus den USA leidvoll erfahren. Ein Radiosender hatte ein Gewinnspiel mit 20 Teilnehmern veranstaltet, bei dem als Hauptpreis eine Spielkonsole lockte. Es ging um nichts weniger, als möglichst viel Wasser zu trinken, ohne auf Toilette zu gehen.

Die zweitplatzierte Jennifer Strange schaffte 6,5 Liter, fühlte sich aber bereits während des Wettbewerbs schlecht. Trotz telefonischer Warnungen mehrerer Zuschauer bezüglich tödlicher Fälle von Wasservergiftungen lief der Wettbewerb weiter. Nur fünf Stunden nach dem Ende des Wettbewerbs wurde die Leiche der dreifachen Mutter gefunden.

Symptome: Eine Wasservergiftung kannst Du erkennen

Eine Wasservergiftung ist bei einem Ausflug an den See schneller passiert, als Du denkst. Umso wichtiger ist es, dass Du die Symptome erkennst. Das perfide an der Wasservergiftung ist jedoch, dass nicht alle Hunde die gleichen Symptome zeigen.

Häufig treten auch nur wenige Symptome auf den Plan – vor allem dann, wenn bereits ein kritisches Stadium erreicht ist. Dementsprechend möchten wir die typischen Symptome für eine Wasservergiftung beim Hund in zwei Kategorien bzw. zwei Vergiftungsphasen einteilen.

Symptome der Frühphase

  • geblähter Bauch
  • allgemeine Unruhe
  • Abgeschlagenheit
  • Appetitlosigkeit
  • stark erweiterte Pupillen
  • auffälliges Speicheln
  • helle bis weiße Schleimhäute

Symptome der Spätphase

  • Erbrechen
  • unkontrollierter Urinabsatz
  • Muskelzuckungen
  • Koordinationsstörungen
  • Schwächeanfälle
  • Bewusstlosigkeit
  • Krampfanfälle
  • Atemprobleme
  • herabhängender Unterkiefer
  • Koma

Wann und wo droht eine Wasservergiftung?

Die Gefahr für eine Wasservergiftung besteht im Grunde immer dann, wenn Dein Hund mehr oder weniger unkontrolliert im Wasser ist. Gerade beim Spielen im Wasser schlucken Hunde häufig große Mengen Wasser herunter. Nicht selten nehmen sie auch einmal einen Schluck, um sich im heißen Sommer zu erfrischen. Stellst Du Deinem Hund dann auch noch aus gutem Willen einen großen Napf mit Wasser auf die Picknickdecke, steigt die Gefahr.

Besonders hoch ist das Risiko für eine Wasservergiftung jedoch am Meer. Das Salzwasser trocknet den Körper bedingt durch den Salzgehalt nämlich stark aus, da es ebenfalls den Elektrolythaushalt durcheinanderbringt. Schluckt Dein Hund beim Planschen also eine Menge Salzwasser, beginnt ein Teufelskreis. Mit jedem Schluck Salzwasser bekommt er mehr Durst und trinkt weiteres Salzwasser. Ehe Du Dich versiehst, ist es zu spät.

Auch zu Hause lauern fiese Fallen

Du musst nicht einmal an einen See fahren, damit sich Dein Hund eine Wasservergiftung zuziehen kann. Gerade die im heimischen Garten verbreiteten Rasensprenger sind eine Risikoquelle. Hunde, die gerne mit dem Wasserstrahl spielen, können hier ebenfalls enorme Menge Wasser aufnehmen.

Die wohl größte Gefahr zuhause geht allerdings von uns Hundehaltern aus. Häufig versuchen wir, unsere Hunde speziell im Sommer zum Trinken zu bewegen. Tun sie dies, loben wir sie dafür überschwänglich. Aus dem Wunsch heraus, ihren Haltern zu gefallen, trinken viele Hunde so immer größere Mengen und vergiften sich selbst.

Wichtig: Hunde, die mit Nassfutter oder nach der BARF-Methode gefüttert werden, nehmen bereits viel Flüssigkeit durch die Nahrung auf. Sie trinken naturgemäß weniger als Hunde, die mit Trockenfutter ernährt werden.

Diese Hunde haben ein besonders hohes Risiko

Nicht für alle Hunde ist das Risiko, eine Wasservergiftung zu erleiden, gleich groß. Während große Hunde schon eine Menge Wasser schlucken müssen, ist das Risiko sowohl bei kleinen Rassen als auch bei Welpen und Hunden mit niedrigem Körperfettanteil stark erhöht. Ursächlich ist schlicht, dass den Tieren die Masse fehlt, um die zusätzliche Wassermenge im Organismus zu kompensieren. Ebenfalls erhöht ist das Risiko für ältere Hunde und Tiere mit Nierenproblemen.

Erste Hilfe bei einer Wasservergiftung

Hast Du den Verdacht, dass sich Deine Fellnase eine Wasservergiftung zugezogen hat, ist die Liste der Erste Hilfe Maßnahmen kurz: Erstens, halte Dein Tier sofort davon ab, noch mehr Wasser aufzunehmen. Sorge auch dafür, dass Dein Hund in der nächsten Zeit nichts mehr trinkt. Um das überschüssige Wasser aus dem Hundekörper zu bekommen, ist es wichtig, dass Dein Hund uriniert.

Da Du dies nicht wirklich beeinflussen kannst, bleibt Dir nur die Möglichkeit, den Salzhaushalt zumindest ein wenig auszugleichen. Dazu bieten sich zum Beispiel salzige Snacks an, die für Fellnasen unter normalen Umständen völlig ungeeignet sind. Allem voran: die gute alte Salzstange. Ein paar Salzstangen können in der Hunde-Notfallbox also nie schaden.

Hast Du diese Erstmaßnahmen ergriffen, solltest Du Deinen Vierbeiner ganz genau auf das Auftreten weiterer Symptome beobachten. Verschlechtert sich der Zustand, geht es ohne Umweg zum Tierarzt. Warum? Weil zwei von drei schweren Wasservergiftungen bei Hunden tödlich enden. Während der Tod bei großen Rassen nach ca. sieben bis acht Stunden eintritt, ist das Zeitfenster bei kleinen Rassen mit zwei bis drei Stunden deutlich kleiner.

Behandlung einer Wasservergiftung

Hat Dein Hund nur ein wenig zu viel Wasser geschluckt, reguliert sich der Organismus durch Urinabsatz und ein wenig Salz in der Kost schnell von selbst. Hat Deine Fellnase dagegen schwere Symptome, kann nur der Tierarzt helfen. Im ersten Schritt kontrolliert der Tierarzt mit Hilfe von Blutuntersuchungen den Elektrolytgehalt im Blut. Anschließend gibt dieser über eine Infusion passende Elektrolyt-Präparate. Gleichzeitig kommen häufig ausschwemmende Medikamente zum Einsatz, um das überschüssige Wasser loszuwerden.

Achtung: Auch wenn es Deinem Tier schnell wieder besser geht, ist es noch nicht über den Berg. In einigen Fällen kann es auch nach drei bis vier Tagen noch zu Schäden am Gehirn kommen. Diese sogenannte osmotische Demyelinisierung kann ebenfalls tödlich enden. Typische Symptome sind Ataxie, Schwäche, Abgeschlagenheit und die fortschreitende Lähmung aller vier Gliedmaßen.

Wasservergiftung beim Hund verhindern – So geht’s

  • Stelle sicher, dass Dein Hund im Garten nicht nach dem Wasserstrahl des Gartenschlauchs oder des Rasensprengers schnappt.
  • Verbringe nicht zu viel Zeit mit Deinem Hund im Wasser. Pausen, in denen Dein Hund ruhen und etwas fressen kann, helfen bei der Regulation des Wasserhaushalts.
  • Lass Deinem Hund nicht ohne Deine Erlaubnis freien Zugang zum Wasser. Ob See, Fluss, Meer oder Pool – das spielt keine Rolle.
  • Regelmäßige Pinkelpausen bzw. Spaziergänge erleichtern Deinem Hund die Regulation des Wasserhaushalts zwischen den Plansch-Sessions.
  • Achte darauf, was Dein Vierbeiner im Wasser treibt und gehe im Notfall dazwischen.
  • Wenn Du mit Deiner Fellnase im Wasser apportierst, verwende bitte Spielzeug, für das Dein Hund sein Maul nicht zu weit öffnen muss.
  • Habe zur Sicherheit immer Dein Notfall-Kit mit ein paar Salzstangen und Salz-Crackern dabei.
  • Lass Deinen Hund mindestens einmal jährlich gründlich bei Deinem Tierarzt durchchecken. So lassen sich eventuelle Nierenprobleme frühzeitig erkennen.