Als Hundehalterinnen und Hundehalter kennen wir es doch alle: Die Fellnase kommt nach einem langen Arbeitstag mit wedelndem Schwanz auf uns zugelaufen und springt an uns hoch. Was in dieser Situation durchaus willkommen ist und uns auf einen gemütlichen Abend zu Hause vorbereitet, kann auf der anderen Seite Ärger bedeuten – gerade im Kontakt mit anderen Menschen.
Nicht jeder mag es, von einem wildfremden Hund angesprungen zu werden. Speziell, wenn dieser ein paar Pfund mehr auf die Waage bringt oder sich zuvor im Schlamm gesuhlt hat. Heute klären wir die Frage, warum Hunde uns überhaupt anspringen und was Du dagegen tun kannst.
Warum springen Hunde Menschen überhaupt an?
Das Verhalten von Hunden ist ebenso komplex wie das Verhalten von uns Menschen. Trotzdem tendieren die meisten Menschen dazu, das Anspringen ausschließlich als freudige Begrüßungsgeste von Schlappohren zu deuten. Allerdings ist das Verhalten von Hunden nicht so offensichtlich, wie es scheint. Bevor wir uns also damit beschäftigen, wie Du Deinem Hund das Anspringen abgewöhnst, müssen wir erst verstehen, was dahinter steckt. Das Anspringen hat nämlich unterschiedlichste Gründe:
- Abwehrendes Verhalten gegenüber Menschen:
Fangen wir mit der ersten Option an, die für die meisten Menschen eher abwegig erscheint: Der Hund springt Menschen an, um Abstand zu gewinnen und ihn abzuwehren. Weicht der Mensch nun einen Schritt zurück, hat der Hund sein Ziel erreicht und fühlt sich in seinem Verhalten bestärkt. Typisch für das abwehrende Anspringen sind kräftige Sprünge und Stöße mit den Pfoten, die durchaus wehtun können.
- Absichtlich erlerntes Verhalten:
Das Anspringen kann aber auch die Folge von Hundetraining sein. Womöglich hast Du Deinem Hund einmal beigebracht, auf ein Signal hochzuspringen. Missinterpretiert der Hund nun ein Signal eines anderen Menschen, wird er diesen auch anspringen. Er hat es schließlich im Training mit Dir gelernt. Umso wichtiger ist es, dass Du beim Training mit sauberen Signalen arbeitest, die nach Möglichkeit nicht zufällig im Alltag auftreten.
- Ungewollt erlerntes Verhalten:
Es muss nicht einmal beabsichtigt sein, dass Du Deinem Hund das Anspringen von Personen beibringst. Das Verhalten kann auch eine Begleiterscheinung sein. Stell Dir vor, Dein Hund hat gelernt, dass Du immer dann einen Ball wirfst, wenn er zum Springen ansetzt. In diesem Fall verknüpft Dein Hund sein Verhalten mit der Belohnung Ball. Nun wird er Menschen (auch wiederholt) anspringen, um ein Spielzeug oder eine andere Belohnung zu bekommen.
- Eine zu straffe Leine:
Hättest Du gedacht, dass auch eine zu eng angelegte Leine Deinen Hund zum Anspringen animieren kann? Der Hintergrund ist recht einfach: Liegt die Leine straff an, steigt das Erregungsniveau des Vierbeiners. Frei nach dem Motto „gleich passiert etwas Spannendes“ kann es sein, dass Deine Fellnase vor Erregung einige Sätze auf einen Menschen zu macht. Die Kombination aus einem nicht zu straff angelegten Geschirr und einer besonnenen Leinenführung schafft meist Abhilfe.
- Stress und Konfliktverhalten:
Das Hochspringen lässt sich häufig auch als sogenanntes „Übersprungverhalten“ einschätzen – tolles Wortspiel, oder? Häufig zeigt sich ein solches Verhalten beispielsweise dann, wenn sich ein Hund in Gegenwart eines anderen Hundes nicht besonders wohlfühlt und die Aufmerksamkeit eines Menschen sucht. Andere Auslöser für das stressbedingte Anspringen sind Frustration oder die Hin- und Hergerissenheit zwischen zwei unterschiedlichen Motivationen.
- Spaß und Selbstbelohnung:
Tja, und dann gibt es da auch noch die Hunde, die Dich und andere Menschen aus Spaß anspringen. Sie machen sich einen Spaß daraus und belohnen sich auf eine für uns Menschen nur schwer nachvollziehbare Art selbst.
- Evolutionäre Einflüsse:
Dass Hunde das Anspringverhalten in sich tragen, hat evolutionäre Gründe. Schon im Welpenalter springen die kleinen Schlappohren ihre Muttertiere und andere erwachsene Tiere an, um auf sich aufmerksam zu machen. Bei wild lebenden Wölfen ist das Verhalten sogar überlebenswichtig. Durch dieses Signal würgen die Elterntiere etwas zu Fressen für den Nachwuchs hervor. Häufig lecken die Kleinen den erwachsenen Tieren dabei über die Lefzen. Im Erwachsenenalter dient das Anspringen inklusive dem Belecken der Lefzen der freudigen Begrüßung der Tiere untereinander. Da wir Menschen die freundlich gesinnten Bezugspersonen der Vierbeiner sind und unsere Gesichter nun einmal etwas höher liegen, müssen sich Hunde lang machen.
Warum Du Deinem Hund das Anspringen abgewöhnen solltest
Unter dem Strich liegt das Anspringen zwar in der Natur von Hunden. Toleriert werden sollte es jedoch nicht, denn das freudige Begrüßen ist nicht jedermanns Sache. Für so manches „Opfer“ kann das Anspringen auch zu einem „umwerfenden“ Erlebnis werden. Gerade für Kinder oder ältere Menschen ist das Verletzungsrisiko durch einen Sturz besonders groß.
Zudem solltest Du auch immer damit rechnen, dass Menschen Angst vor Deiner noch so lieben Fellnase haben. Kinder können durch ein solches Erlebnis sogar eine dauerhafte Angst gegenüber Hunden entwickeln. Und das will ja nun wirklich niemand. Ein weiteres Problem ist Schmutz. Wer möchte schon schlammige Pfotenabdrücke auf dem Hemd oder der weißen Bluse haben? Kurzum: Für ein friedvolles Miteinander ist es besser, wenn Du Deinem Hund das Anspringen abgewöhnst.
Fünf Wege, um Deinem Hund das Anspringen abzugewöhnen
Allem voran gilt: Je früher Du das unerwünschte Verhalten Deines Hundes unterbindest, desto einfacher funktioniert es. Du darfst Dich nur von den süßen Knopfaugen und den vehementen Spielaufforderungen des Fellknäuels nicht bestechen lassen. Bei älteren Hunden kann die Angelegenheit länger dauern. Dann musst Du eine entsprechende Konsequenz an den Tag legen, um jahrelang eingeschliffene Verhaltensmuster zu durchbrechen. Die folgenden fünf Strategien können Dir dabei helfen.
1. Fordere Deinen Hund zu einem Tänzchen auf
Hunde mögen das Anspringen vielleicht sehr gerne. Was die Vierbeiner jedoch als eher unangenehm empfinden, ist das Verharren auf den Hinterläufen in der „Anspring-Position“. Um Deinem Schlappohr die Lust daran zu nehmen, kannst Du versuchen, ihn in dieser unbequemen Position zu halten. Am einfachsten funktioniert das, indem Du Deinen Hund während des Sprungs abfängst und ihn bei den Vorderläufen packst. Führe ein kleines Tänzchen mit dem Schlappohr auf. Irgendwann wird der Vierbeiner die Lust an der flotten Sohle verlieren und wieder auf den Boden zurückkehren wollen. Verfahre so jedes Mal, wenn Dein Hund zum Sprung ansetzt.
2. Halte Deine Fellnase am Boden
Damit Dein Hund am Boden bleibt, musst Du ihn schon vor dem Sprung daran hindern. Zur Durchführung dieser zweiten Technik gehst Du in die Knie und richtest beide Handflächen gegen ihn aus, was ihm „Stopp“ signalisiert. Deute anschließend mit deinen Händen auf den Boden. Reagiert Dein Schlappohr, indem es sich setzt oder gleich hinlegt, solltest Du Deinen Hund gleich belohnen. Übst Du die Vorgehensweise oft genug, wird er gar nicht mehr auf die Idee kommen, dich anzuspringen. Er legt sich automatisch hin und erwartet seine Streicheleinheit.
3. Lass Deinen Hund ins Leere laufen
Ja, es ist nicht die feine englische Art, seinen pelzigen Freund ins Leere laufen zu lassen. Aber als sporadische Erziehungsmaßnahme ist es durchaus erlaubt. Und das ist ganz einfach: Immer dann, wenn Dein Hund Dich anspringen will, gehst Du einen Schritt zur Seite oder drehst dich weg. Anschließend gibst Du ihm das Kommando „Sitz“ oder „Platz“. Befolgt Deine Fellnase Dein Kommando, gibt es eine Belohnung. Im Idealfall ist Dein Hund nach einer Weile so entspannt, dass er Dich von allein brav sitzend begrüßt.
4. Unterbreche die Handlung mit einer Überraschung
Zu Beginn haben wir bereits angesprochen, dass das Anspringverhalten aus einer Hin- und Hergerissenheit zwischen zwei Reizen begünstigt wird. Genau das kannst Du Dir zunutze machen, indem Du Deiner Fellnase einen überraschenden Reiz auf dem Silbertablett servierst. Springt Dein Hund auf Dich zu, pfeifst Du oder rufst ein Kommando. Gleichzeitig deutest Du mit Deiner Hand in eine beliebige Richtung. Dein Hund wird irritiert sein und den angebahnten Sprung unterbrechen. Kombiniere die „Überraschung“ ebenfalls mit einem „Sitz“-Kommando und einer Belohnung.
5. Führe ein neues Begrüßungsritual ein
Wenn Dein Hund Dich schon nicht mehr anspringen darf, wie soll dann die herzliche Begrüßung ausfallen? Dazu entwickelst Du einfach ein neues Begrüßungsritual, das das Anspringen ersetzt und an das sich der Vierbeiner gewöhnen kann. Wie wäre es mit einem kleinen Ballspiel? Kommt Dein Hund zur Begrüßung auf dich zu, wirfst Du einen Ball und lässt ihn Dir bringen. Als Belohnung gibt es wieder Streicheleinheiten. Damit versteht dein Hund, dass das Ballspiel das neue Begrüßungsritual ist.
Fazit – Verliere nicht die Geduld
Dass Dein Hund andere Menschen nicht anspringt, ist ein Zeichen guter Erziehung. Umso wichtiger ist es, dass Du Dich diesem Problemchen annimmst. Verliere dabei aber auf keinen Fall die Geduld. So manches Schlappohr braucht eben etwas länger. Probiere am besten mehrere Techniken aus und kombiniere diese miteinander. So ist die Erfolgswahrscheinlichkeit am größten.