Wenn es eine Hunderasse gibt, die bei Jung und Alt berüchtigt ist, dann ist es der Rottweiler. Schon in Comic-Serien war der stolze, schwarzbraune Hund immer der Bösewicht. Stimmt‘s, oder haben wir Recht? Das können wir so nicht stehen lassen, denn für den Rottweiler gilt eigentlich der Grundsatz: harte Schale, weicher Kern.
Erfahre, was den Rottweiler ausmacht, welche Besonderheiten Du bei der Haltung und Pflege berücksichtigten solltest und ob ein Rottweiler überhaupt der richtige Hund für Dich ist. Also, los geht’s!
Steckbrief: Rottweiler
Herkunftsland | Deutschland |
Größenordnung | Große Hunderasse |
FCI Gruppierung | FCI Gruppe 2: Pinscher und Schnauzer – Molosser – Schweizer Sennenhunde |
Wesen | anhänglich, treu, wachsam, charakterstark, arbeitsam |
Anwendung | Schutzhund, Polizeihund, Wachhund |
Preis Welpe (ca. Euro) | ca. 1.100 Euro (oder mehr) |
Gewicht | 42 bis 50 kg |
Widerristhöhe | 63 bis 68 cm |
Fellfarbe | schwarz mit rotbraunen Abzeichen |
Fellbeschaffenheit | kurzes Stockhaar |
Häufige Krankheiten | Hüftdysplasie (HD), Ellenbogendysplasie (ED) |
Lebenserwartung | ca. 10 Jahre |
Besonderheiten | typischer Polizei- und Schutzhund, in vielen Bundesländern als Listenhund geführt |
Herkunft und Geschichte: Von römischen Händlern und germanischen Hirten
Wenn der Schäferhund seinen Ursprung als Hirtenhund hat, stammt der Rottweiler ursprünglich aus dem baden-württembergischen Rottweil. Das ist zwar weitgehend korrekt. So einfach wollen wir es uns an dieser Stelle aber nicht machen, denn zur Geschichte des Rottweilers gibt es noch viel mehr zu sagen.
Tatsächlich gehört der Rottweiler zu den ältesten heute noch gezüchteten Hunderassen. Seinen Ursprung hat der moderne Rottweiler bereits vor dem Jahr Null im Römischen Reich. Damals diente der Vorfahr des Rottweilers insbesondere römischen Viehzüchtern und Hirten als Hütehund.
Sein wachsamer Charakter machte ihn aber auch bei Händlern sehr beliebt, da der Hund wie kaum ein anderer das Hab und Gut des Krämers vor Dieben schützte. Einerseits durch sein lautes Gebell andererseits durch seine Verteidigungsfähigkeit. Einige Quellen sprechen sogar davon, dass abgerichtete Hunde auch als Spezialeinheit in der römischen Legion dienten.
Als die Römer über die Alpen ins heutige Deutschland zogen, brachten sie auch den Vorfahren des Rottweilers mit. Schnell erkannten die germanischen Händler die Vorteile des wachsamen und treuen Hundes. Diesseits der Alpen wurde der „Ur-Rottweiler“ mit einheimischen Hunderassen verpaart und erfreute sich fortan auch bei einheimischen Viehzüchtern und Hirten großer Beliebtheit.
Wie der Rottweiler zu seinem Namen kam
Insbesondere in der Region um Rottweil fasste der Hund als Gebrauchshund Fuß. Durch das ganze Mittelalter hinweg bis weit in das 19. Jahrhundert hinein war Rottweil ein bedeutendes Zentrum des Viehhandels. So legten sich besonders viele Viehhändler und Metzger einen Rottweiler zu.
Da verwundert es wenig, dass dem Rottweiler bis heute das Image des sinnbildlichen Fleischerhundes anhaftet. Aufgrund der hohen Nachfrage nach diesen speziellen Hunden entwickelte sich in der Region eine umfangreiche Zucht. Von Rottweil aus breitete sich der Hund durch das halbe mittelalterliche Deutschland bzw. Europa aus. Und so wurde aus dem Hund aus Rottweil der Rottweiler.
Rein genetisch betrachtet war der Rottweiler bis vor gut 140 Jahren im Übrigen kaum vom Großen Schweizer Sennenhund unterscheidbar. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts verwendete man den Rottweiler zunehmend als Gebrauchshund bei der Polizei sowie bei der kaiserlichen Armee. Seit 1910 war er sogar offiziell als Diensthund anerkannt.
Aussehen und Merkmale: Das macht den Rottweiler aus
Der Rottweiler gehört dank des genetischen Einflusses der Sennenhunde zu den großen Hunderassen. Das schlägt sich auch in seiner Widerristhöhe nieder. Während schon Hündinnen bei einem Gewicht von etwa 42 Kilogramm eine beeindruckende Widerristhöhe von ca. 63 cm erreichen, sind Rüden noch größer. Diese erreichen bei einem durchschnittlichen Gewicht von 50 Kilogramm eine Widerristhöhe von etwa 68 cm. Das Ergebnis der Kombination aus Größe und Gewicht ist ein massiver, muskulöser Körperbau. Dennoch wirkt der Rottweiler durch seinen trabenden Gang, den festen Rücken und die tiefe Brust niemals schwerfällig oder plump.
Besonders charakteristisch für den Rottweiler ist der massive Schädel mit der vergleichsweise gedrungenen Schnauze. Sobald der Rottweiler seine lange Zunge heraushängen lässt, verliert der Hund jedoch seinen zunächst bedrohlichen Anblick.
Auf den ersten Blick lässt sich der Rottweiler anhand seiner typischen Fellzeichnung erkennen. Dabei setzt sich das stockhaarige Fell aus einer dichten Unterwolle und einem derben, mittellangen Deckhaar zusammen. Die Hauptfarbe des Fells ist ein tiefes Schwarz, das durch rotbraune Abzeichen aufgebrochen wird. Diese finden sich vor allem unterhalb des Rutenansatzes, an den Läufen, der Halsunterseite, am Fang, an den Wangen sowie über den Augen.
Rottweiler: Das Symbol für Angst in Film und Fernsehen
Durch seinen muskelbepackten Körper wirkt der Rottweiler zugegebenermaßen etwas aggressiv und böse. Dieses Image haben die Macher diverser Cartoons, Filme und Kinderserien natürlich allzu gern aufgenommen.
Das ging sogar so weit, dass der Rottweiler in Film, Fernsehen und Werbespots zum fellgewordenen Symbol für Angst wurde. Erinnerst Du Dich beispielsweise an den „bösen“ Rottweiler aus der Realverfilmung von „Garfield“? Nicht umsonst spricht man in der britischen Politik bei aggressiven Debatten auch von „Rottweiler-Politik“.
Wesen und Charakter: Harte Schale, weicher Kern
Auch wenn der Rottweiler von außen bedrohlich wirkt, beschreibt schon der Rassestandard den tatsächlichen Charakter der Rasse: „Von freundlicher und friedlicher Grundstimmung, kinderliebend, ist er sehr anhänglich, gehorsam, führig und arbeitsfreudig.“ Entgegen aller Vorurteile, die Du aus Film und Fernsehen kennst, ist der zur FCI Gruppe 2 gehörende Hund sehr offen.
Zudem ist er bei Weitem keine ungezügelt sabbernde Beißmaschine, sondern eine treue Seele, die auf ihren Halter nichts kommenlässt. Durch seinen ausgeprägten Rudeltrieb braucht der Rottweiler den Anschluss an die Familie ebenso dringend wie die Luft zum Atmen und natürlich sein Futter. Damit sich dieser (natürliche) positive Charakterzug voll ausprägt, ist jedoch viel Sozialkontakt notwendig.
Wird das berücksichtigt entwickelt sich ausgeglichener Charakter, dank dem der Rottweiler von kaum etwas aus der Ruhe gebracht werden kann. Dennoch zeichnet sich die Rasse durch ihre hohe Wachsamkeit und eine überdurchschnittliche Neigung zum Bellen aus. Kein Wunder – typischer Wachhund eben.
Dank seiner Intelligenz, der ausgeprägten Gelehrigkeit und seiner extrem feinen Nase erfreut sich der arbeitsame Hund auch bei Polizei- und Hilfsorganisationen großer Beliebtheit. Dort kommt er zum Beispiel als Trümmer-, Flächen- und Lawinensuchhund zum Einsatz. Seine einfühlsame Seite qualifiziert den „Rotti“ aber auch als Therapiehund.
Achtung: Rottweiler sind in der Regel Listenhunde!
Wenn es um sogenannte „Kampfhunde“ bzw. Listenhunde geht, werden Rottweiler beinahe immer als erstes genannt. Aber wie kann das sein, wenn der Rottweiler von seinem Naturell her ein eher friedlicher und kinderlieber Zeitgenosse ist? Zu verdanken hat der Rottweiler seinen Status einigen wenigen Haltern, welche die Tiere absichtlich besonders „scharf gemacht“ haben.
So kam es in den vergangenen Jahrzehnten zu mehreren Beißattacken, aufgrund derer der Rottweiler in vielen Bundesländern seither als „besonders gefährlicher“ Hund geführt wird. Aktuell ist das in Bayern, Brandenburg, Hamburg und Nordrhein-Westfalen der Fall. Wohnst Du in einem dieser Bundesländer, kommen auch Dich zusätzliche Hürden zu.
Darunter ein Wesenstest, höhere Hundesteuern, eine Schutzgebühr bei der Anschaffung sowie in der Regel ein Sachkundenachweis für Dich als Halter. Wir möchten es an dieser Stelle aber nochmals betonen: Der Rottweiler hat von Grund auf einen ausgeglichenen Charakter – einen schlechten Charakter bekommt er von einem schlechten Halter anerzogen.
Lesetipp: Nähere Informationen zum Thema Listenhunde und welche Regelungen in welchem Bundeslandgelten, erfährst Du in unserem Ratgeber „Was sind Listenhunde?“.
Ernährung und Pflege – Das solltest Du beachten
Was die eigentliche Pflege angeht, ist der Rottweiler durch sein kurzes Fell sehr pflegeleicht. Wöchentliches Auskämmen mit einer geeigneten Fell- bzw. Unterwollebürste reicht bereits aus. Lediglich rund um den Fellwechsel im Herbst und Frühjahr solltest Du das Fell etwas häufiger auskämmen und definitiv einen für Tierhaare geeigneten Staubsauger schwingen.
Etwas mehr Aufmerksamkeit benötigen die Ohren der Tiere. Ebenso wie Labradore und andere Rassen mit Schlappohren neigen auch Rottweiler zu Ohrenentzündungen. Umso wichtiger ist die 14-tägige Ohrenkontrolle. Dabei säuberst Du die Lauscher Deiner Fellnase einfach mit einem nicht fusselnden Tuch von Schmutz. Auch was die Ernährung angeht, ist etwas Vorsicht geboten.
Durch ihre Gene neigen Rottweiler nicht nur zu Bettelattacken, wenn sie Futter wittern, sondern auch zu Übergewicht. Letzteres führt wiederum zu einigen rassetypischen Erkrankungen. Umso wichtiger ist es, dass Du ein Auge auf die Futtermenge hast und mit Leckerlis nicht zu freigiebig bist.
Rassetypische Erkrankung bei Rottweilern
Grundsätzlich gehört der Rottweiler mit seinen Muskelpaketen zu den robusten Hunderassen. Wie bei allen schweren Hunden ist jedoch das Risiko für Hüftdysplasien (HD) und Ellenbogendysplasien (ED) deutlich erhöht. Das Risiko steigert sich zusätzlich durch Übergewicht.
Abgesehen davon treten in der breiten Masse keine gesonderten Erkrankungen auf, die für Rottweiler besonders typisch sind. Vereinzelt kommt es jedoch zur sogenannten Leukoenzephalomyelopathie. Dabei handelt es sich um eine nicht heilbare Erbkrankheit. Diese tritt bei Jungtieren auf und führt zu fortschreitenden Lähmungen.
Tiermedizinische Studien deuten jedoch darauf hin, dass auch die Zahl von Herzvenenverengungen bei Rottweilern in den letzten Jahren zunimmt. Die Wissenschaftler vermuten dahinter eine erblich bedingte Störung des Blutrückflusses ins Herz.
Fazit: Ist ein Rottweiler der richtige Hund für mich?
Zum Glück ist der Rottweiler kein zähnefletschender Zwingerhund, der höchstens zum Abschrecken des Postboten taugt. Richtig erzogen ist der Rottweiler eine treue Seele, die sich auch als Familienhund eignet. Allerdings sind die braun-schwarzen Fellnasen nichts für Hunde-Anfänger.
Eine gewissenhafte Erziehung und viel Zeit sind notwendig, um einen ausgeglichenen Hund hervorzubringen. Immerhin ist der Rottweiler mit seinen bis zu 50 Kilogramm ein Koloss, der bei nachlässiger Erziehung auch ohne böse Absicht viel Schaden anrichten kann. Als kleine Hilfestellung möchten wir Dir daher die folgende Checkliste an die Hand geben:
- Du hast viel Zeit für das Training eines Hundes übrig.
- Du bist weniger als sechs Stunden am Stück außer Haus.
- In Deinem Haushalt lebt eine andere Person, die einspringen kann.
- Du bist motiviert, die Intelligenz Deines Hundes zu fördern.
- Du suchst nach einem aufmerksamen Wachhund für Dein Haus.
- Du hast nicht unbedingt eine Katze in Deinem Haushalt.
- Du gehörst eher zu den körperlich aktiven Menschen.
- Du bringst eine gewisse Körperkraft mit, um den Hund sicher zu beherrschen.
- Du hast eine große Wohnung (Haus) mit Garten.
- Du hast keine Probleme mit Tierhaaren in der Wohnung.
- Deine Nachbarn sind tolerant gegenüber Hundebellen.