Du bist im Netz auch über eines der zahlreichen zuckersüßen Igelvideos gestolpert? Du hättest auch gerne einen kleinen stacheligen Freund an Deiner Seite? Dann solltest Du jetzt ganz genau die Ohren spitzen. Im Folgenden geben wir Dir das Rüstzeug an die Hand, dass Du als frischgebackene Igel-Mama bzw. als frischgebackener Igel-Papa brauchst. Angefangen von der igelgerechten Behausung über die Ernährung bis hin zur Pflege bleiben keine Fragen offen.



Achtung Tierschutz: Darf ich Igel überhaupt als Haustiere halten?

Igel stehen doch unter Naturschutz, oder? Warum halten so viele Menschen Igel denn dann als Haustiere? Dass Igel grundsätzlich unter Naturschutz stehen, ist völlig korrekt. Es ist daher in Deutschland gesetzlich verboten, einheimische Igel – also Wildtiere – als Haustiere zu halten. Wenn Du also einen hilflosen Igel findest, solltest Du ihn zunächst zu einem Tierarzt bringen.

Dieser entscheidet dann darüber, ob und wann das Tier wieder ausgewildert werden kann. Von dieser Regel ausgenommen ist allein der afrikanische Weißbauchigel (Atlerix Albiventris), der vor allem in den USA ein beliebtes Haustier ist. Um genau diesen putzigen Kameraden dreht sich dieser Ratgeber.



Dürfen wir vorstellen: der afrikanische Weißbauchigel

Bevor wir auf die Haltung eingehen, sollten wir erst einmal wissen, mit wem wir es zu tun haben und einen Blick auf die wichtigsten Eckdaten werfen. Der nachtaktive Weißbauchigel stammt aus den trockenen Savannen und Graslandschaften Zentralafrikas. Dementsprechend hält der kleine Exot keinen Winterschlaf. Ähnlich wie seine europäischen Verwandten ist er ein Einzelgänger, weshalb die Einzelhaltung dringend zu empfehlen ist.

In Einzelfällen kann es bei paarweiser Haltung sogar so weit kommen, dass sich zwei Kontrahenten aufgrund des ausgeprägten Konkurrenzverhaltens bis zum Tod eines Tieres bekämpfen. Mit einer Länge von 15 bis 25 Zentimetern und einem Gewicht von 250 bis 600 Gramm ist der afrikanische Weißbauchigel im Durchschnitt zudem etwas kleiner und schmächtiger als die europäische Verwandtschaft. Bei guten Haltungsbedingungen werden die Tiere fünf bis sieben Jahre alt.



Worauf Du bei der Unterbringung achten musst

Obwohl Igel nicht unbedingt für ihre Geschwindigkeit bekannt sind, brauchen sie viel Auslauf. Das schlägt sich auch bei der Gestaltung des Igel-Heims nieder. Die Grundfläche für das Igel-Zuhause sollte daher mindestens zwei Quadratmeter groß sein. Die Höhe dagegen ist von weniger großer Bedeutung als bei anderen Kleintieren.

Da Weißbauchigel nicht klettern, sind 50 bis 60 Zentimeter hohe Seitenwände absolut ausreichend. Achte darauf, das Igel-Zuhause an einem Ort aufzustellen, an dem sich das Tier zurückziehen kann und nicht von Krach gestört wird. Auch direkte Sonneneinstrahlung mögen Weißbauchigel gar nicht.

Achtung: Käfige oder Maschendrahtgeflechte sind für Igel aufgrund der hohen Verletzungsgefahr nicht geeignet!



Weißbauchigel haben ihre Wohlfühltemperatur

Gemäß ihrer exotischen Herkunft sind afrikanische Weißbauchigel relativ temperaturempfindlich. Das wirkt sich auch auf die Wahl des Materials für ihre Behausung aus. Glas, Kunststoff und Metall sind weniger gut geeignet, da sie die Temperatur schlecht halten können. Ideal ist dagegen ein selbstgebautes Terrarium aus Holz bzw. Pressspan.

Apropos Temperatur: Am Tag sollte innerhalb des Terrariums eine Temperatur von 22 bis 25 Grad Celsius herrschen. Nachts darf die Temperatur auf 21 bis 23 Grad Celsius absinken. Deutlich darunter darf sie nicht liegen. Bei Temperaturen unter 18 Grad Celsius unterkühlen Weißbauchigel stark und können sogar sterben. Wenn deine Wohnung nicht entsprechend warm ist, solltest du das Igel-Zuhause mit einer Infrarotlampe ausstatten.



Grundausstattung für das Igel-Domizil

  • Eine oder mehrere Rückzugsmöglichkeiten in Form von kleinen Häuschen.
  • Abenteuerliche Einrichtungsgegenstände wie Hängebrücken oder Tunnel und Röhren aus Kork.
  • Futterschalen und Trinkwassergefäße aus Metall oder Keramik.
  • Spannende Materialien für einen artgerechten Lebensraum: zum Beispiel Steine, Äste, Laub, Rindenstücke.
  • Eine Kleintiertoilette mit Katzenstreu als Einstreu eignet sich auch gut als Igel-Toilette.
  • Sandbad inklusive passendem Kleintiersand. Ideal ist zum Beispiel Chinchillasand.
  • Auch wenn Igel keine guten Kletterer sind, machen mehrere Ebenen Sinn. Achte jedoch darauf, dass die Treppen nicht zu steil sind.
  • Mit einem für Igel geeigneten Laufrad gewährst Du Deinem stacheligen Freund auch innerhalb seines Reiches ausreichend Auslauf. Hierzu sollte es schon ein Durchmesser von mindestens 40 Zentimetern sein. Alternativ kannst Du auch zu einem Laufteller greifen.
  • Als Einstreu bietet sich klassische Kleintierstreu an. Alternativ eignet sich auch feiner Sand.


Was Du über Deinen neuen Mitbewohner wissen solltest

Im Gegensatz zu vielen anderen Haustieren benötigen Igel deutlich mehr Eingewöhnung in ihr neues Zuhause. Wundere dich also nicht, wenn sich Dein neuer Mitbewohner in den ersten Tagen zu einer stachligen Kugel zusammenrollt. Dieses Verhalten legt sich aber nach einiger Zeit, da sich das Tier an Dich und seine Umgebung gewöhnt hat.

Musst Du den Weißbauchigel doch einmal in zusammengerolltem Zustand transportieren, solltest du das nur mit Handschuhen tun. Ist der Igel nicht zusammengerollt, kannst Du ihn beim Aufnehmen vorsichtig von unten her am Brustkorb anfassen und das Hinterteil mit Deiner anderen Hand unterstützen.

Das Herausheben solltest Du regelmäßig üben, denn Weißbauchigel brauchen trotz Laufrad regelmäßig Auslauf. Und das am besten täglich. Dazu kannst du entweder einen sicheren Freilauf auf dem Boden abstecken oder gleich ein ganzes Zimmer „igelsicher“ machen. Wichtig: Igelsicher bedeutet vor allem, dass Du Stromkabel, scharfe Gegenstände und Zimmerpflanzen so sicherst, dass Dein Igel nicht herankommt.



So sieht eine artgerechte Igel-Ernährung aus

Während der afrikanische Weißbauchigel in Sachen Temperatur ein echtes Sensibelchen ist, ist er hinsichtlich seiner Ernährung deutlich unkomplizierter. Wie seine europäischen Verwandten ist er ein Allesfresser mit einer ausgesprochenen Vorliebe für Insekten. Ein Großteil der Ernährung sollte daher auch bei Dir zuhause aus lebenden Insekten aus der Zoohandlung bestehen.

Ideale Igelnahrung sind Grillen, Heimchen, Regenwürmer und Heuschrecken. Gehaltvollere Insekten wie Zophobas und Mehlwürmer solltest Du hingegen nur als Snack reichen. Verzichte bitte auf selbstgefangene Insekten aus der Natur. Diese können Überträger von Krankheiten und Parasiten sein. Ab und zu kannst du Deinem Stacheligen Kumpanen auch Katzenfutter anbieten.

Hier ist sowohl Nassfutter als auch Trockenfutter möglich, sofern der Fleischgehalt bei mindestens 60 Prozent liegt. Da Igel auch in der Natur nur wenig Obst zu sich nehmen, solltest du Obst ebenfalls nur als Snack reichen. Als Richtwert gelten zehn Prozent der Gesamtnahrungsmenge.

Achtung: Igel vertragen von Natur aus keine Laktose. Milch und Milchprodukte sind damit absolut tabu!



Die richtige Pflege für Deinen Igel

Um Deinen Igel lange gesund und munter zu halten, sind einige Maßnahmen erforderlich. Neben Selbstverständlichkeiten wie dem täglichen Säubern der Futter- und Wassernäpfe betrifft das auch die Reinigung der Igeltoilette. Darüber hinaus ist es wichtig, dass Du das gesamte Gehege inklusive der Einrichtung einmal pro Woche gründliche reinigst und dabei auch die Einstreu erneuerst.

Aber auch Dein Igel selbst benötigt tägliche Pflege. Speziell zur Krankheitsprävention steht täglich eine allgemeine Kontrolle des Gesundheitszustands an. Achte auf Krankheitszeichen wie Fell- und Hautveränderungen, Durchfall, Krallenproblematiken oder Symptome von Schnupfen.

Wöchentliches Wiegen ist ebenfalls notwendig, um krankheitsbedingtes Abmagern so früh wie möglich zu erkennen. Solltest Du eine besorgniserregende Veränderung feststellen, solltest Du den Rat eines igelkundigen Tierarztes einholen. Erkundige Dich im Vorfeld darüber, welcher Tierarzt in Deiner Nähe sich mit Igeln auskennt – das ist nämlich längst nicht jeder.



Wichtig: Afrikanische Weißbauchigel sind anfällig für Parasiten und Hautpilze. Insbesondere Letztere kann der Igel bei engerem Kontakt auch auf Dich übertragen. Nach jedem direkten Kontakt ist daher gründliches Händewaschen mit Seife angesagt. Hat der Tierarzt Hautpilze diagnostiziert, solltest Du Deine Hände zusätzlich desinfizieren.



Woher bekomme ich einen afrikanischen Weißbauchigel?

Afrikanische Weißbauchigel beziehst Du am besten direkt von einem Züchter. Seriöse Züchter erkennst Du daran, dass Du sie zuhause besuchen und Dir die Tiere im Vorhinein anschauen kannst. Da die Haltung von Weißbauchigeln nicht trivial ist, landen die Tiere leider häufig in Tierheimen. Es kann sich daher auch lohnen, im örtlichen Tierheim anzurufen. Von der Übernahme eines Tieres von Privatpersonen ist ebenso abzuraten wie vom Kauf in Online-Shops, da nichts über die Haltungsbedingungen bekannt ist. Gleichzeitig ist der Transport für die Tiere mit Stress verbunden und alles andere als artgerecht. Für einen afrikanischen Weißbauchigel aus seriöser Zucht musst Du mindestens 100 Euro auf den Tisch legen. Die günstigere Variante ist freilich das Tierheim.